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Der "Beobachter" macht eine schlechte Falle 29 Jun 2015 11:27 #170772

  • Markus Brotschi
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Erst mal der Link zum Originalbeitrag im "Beobachter"
www.beobachter.ch/justiz-behoerde/buerge...s-wird-ungemuetlich/
Hansruedi Tscheulin hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text im Forum zu Teilen:
www.facebook.com/hansruedi.tscheulin

Hier also sein Aufsatz:

DER "BEOBACHTER" HAUT AUF DEN PUTZ - 2. AUFLAGE
===============================================
1. „Seit 1880 ist die weltweite Temperatur um 0,85 Grad gestiegen“

Präzision
Diese Präzision, auf /100 Grad genau, ist eine Fiktion; 1880 wurde kaum so genau gemessen. Es wird eine Genauigkeit vorgetäuscht. Viel ehrlicher wäre es, von 0.9°C oder 1°C zu schreiben. Die Differenz kann auch grösser sein, auf dem Hohenpeissenberg ist sie etwa 1.5°C

Fehlende Daten
Im 19. Jahrhundert wurden in weiten Teilen der Erde keine Temperaturen gemessen, etwa in Südamerika, Afrika und grossen Teilen Asiens. Die Pole waren noch nicht einmal besucht worden, und über den Ozeanen
fehlen die Messwerte auch. Man vergleicht hier zwei verschiedene Datenkorpusse – und berechnet zudem eine Differenz mit einer fiktiven Genauigkeit.

Ungleiche Messmethoden
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden die Temperaturen einmal am Vormittag, einmal am Nachmittag und einmal am Abend gemessen, zum Beispiel zu den sogenannten „Mannheimer Stunden“ (7,14,21 Uhr).
Jetzt misst man rund um die Uhr, wie der Deutsche Wetterdienst schreibt. Früher fehlten die Temperaturen in der Nacht. Man vergleicht also quasi Äpfel mit Birnen.

„Starke Erwärmung in der Nachkriegszeit“
Das stimmt schon einmal nicht. Es wurde nämlich bis in die 1970er-Jahre kühler, und man warnte uns vor einer neuen Eiszeit.

Temperaturanstieg um 1990
Um 1990 herum kann man einen sprunghaften Anstieg der „mittleren Erdtemperatur“ bemerken – jedenfalls auf dem Papier. Es ist bekannt, dass damals eine grosse Anzahl Messstationen aus der Statistik entfernt wurden und dass es vor allem solche in ländlicher Umgebung waren. Dort werden aber generell tiefere Temperaturen als in Städten gemessen. Das heisst: Ab etwa 1990 sind die uns genannten Temperaturen zu hoch. Ich schätze mal 0.2°C. Das ist 1/4 des angeblichen Temperatur-Anstiegs seit 1880.

2014 das angeblich wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
Wenn man nun davon ausgehen muss, dass heute die uns vorgestellten Temperaturen etwas zu hoch sind, dann verliert auch 2014 seinen Status als wärmstes Jahr seit Menschengedenken.

Glücklicherweise Erwärmung
Zum Glücke ist es seit der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ auf der Erde etwas wärmer geworden. Es gibt wohl niemanden, der sich in diesen „Eiskeller“ mit Missernten und Hungersnöten zurücksehnte.

Fazit
Die „mittlere Erdtemperatur“ von 1880 ist unbekannt; die heute angeblich zu findende ist höchstwahrscheinlich zu hoch. Die Differenz zwischen zwei fiktiven Mittelwerten ist auch nur fiktiv.

2. "Temperatur steigt weiter an"

Stagnierende Temperaturen
Das IPCC schrieb 2013, die Temperaturen seien seit 15 Jahren nicht mehr gestiegen. Jetzt sind es bereits 17 Jahre. Es schrieb auch, dies bedeute nicht, dass es in Zukunft nicht mehr wärmer werde. Doch das ist nur eine Vermutung, und die basiert auf einer anderen Vermutung (siehe unten „Treibhausgas CO2“).

3. "Städte heizen sich auf"
Das hat nichts mit den sogenannten Treibhausgasen zu tun. Die städtischen Wärmeinseln (UHI) sind bekannt. Es kann darin ohne weiteres ein paar Grad wärmer sein als in der Umgebung. Das ist leicht erklärbar: Beton, Asphalt, Ziegel und Mauerwerk („leblose Materialien“) erwärmen sich viel stärker als die Pflanzen („Lebewesen“) in den ländlichen Gebieten, die das nicht tun können und ihre Temperaturen halten müssen. (Der Effekt ist allerdings kompliziert zusammengesetzt. Grob stimmt die Feststellung aber schon.)

4. "Treibhausgas CO2"
- Die Enquete-Kommission des deutschen Bundestags kam 1988 (1 Jahr vor Gründung des IPCC) zum folgenden Schlusse:
„Der letzte wissenschaftliche Beweis für diese [CO2–] These steht zwar noch aus, doch sind sich die Klimatologen darüber einig, dass diese These mit einer sehr grossen Wahrscheinlichkeit richtig ist.“ Darüber hinaus warnte sie davor, erst den letzten lupenreinen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz des Treibhauseffekts abzuwarten, da es bis dahin mit ziemlicher Sicherheit für Gegenmassnahmen zu spät sein wird.
Heute sind wir gleich weit: Die CO2-Konzentration der Luft steigt, aber die Temperatur nicht.
- Das IPCC kann die Klimasensitivität für CO2 nicht genau beziffern und nennt Werte zwischen 0.2°C und 6°C. Zudem ist es in der Naturwissenschaft längst bekannt, dass das Erwärmungspotenzial von Kohlenstoffdioxid mit steigender Konzentration abnimmt. Jetzt haben wir etwa 400ppm. Die bewirken zirka 0.03°C. Der doppelte Wert, also 800ppm, bringen es gerade noch auf vielleicht 0.02°C.
- Das IPCC zeigt in seiner Darstellung des sogenannten atmosphärischen Treibhauseffekts, dass von der Sonne (umgerechnet) 340W/m2 eingestrahlt werden. 100W/m2 werden reflektiert, ohne Schaden oder Nutzen anzurichten, und 239W/m2 gehen als sogenannte OLR (Outgoing Longwave Radiation) wieder weg. Fazit: Was hereinkommt, geht ziemlich genau wieder weg. Es handelt sich um ungefähre Werte. Etwas Energie bleibt als Wärme in den Weltmeeren zurück. Deren Spiegel ist denn auch gestiegen, zum Beispiel in der Deutschen Bucht seit 1830 um etwa 30 cm. Das ist die thermische Ausdehnung.

Schluss
Die Darstellungen im „Beobachter“ vom 26.06.2015 bedürfen einer gründlichen Überarbeitung. So, wie sie jetzt formuliert sind, können sie nicht stimmen.

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Re:Der "Beobachter" macht eine schlechte Falle 29 Jun 2015 20:45 #170775

  • Tobias Ferrari
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Hoi Kusi

Ich verlinke hier meinen vor 3.5 Jahren zu genau diesem Thema erstellten Beitrag:
swisswetter.ch/index.php/forum?view=topic&catid=117&id=39903

Liebe Grüsse
Tobias


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Der Weise sagt nicht alles was er denkt, aber er denkt alles was er sagt.
www.wetterstation-wohlen.ch

Und nun kriechen sie aus allen Löchern 06 Jul 2015 07:43 #170787

  • Markus Brotschi
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Salü Tobias
Ih kann mich erinnern.... schade, dass die Diskussion über Langfristthemen und die Umwelt eigentlich eingeschlafen ist.

Nichts desto trotz ist natürlich genau das eingetreten, was ich vermutet habe: Wirds ein paar Tage heiss, kriechen die Klimaforscher aus ihren klimatisierten Büros an die Öffentlichkeit und verzapfen ihre Religion. Und wenn dann am Dienstagabend auch bei uns schwere Gewitter drohen - wie gestern in Norddeutschland - dann kommen dann auch die Versicherer noch ins Spiel und dann wirds jeweils sehr "lustig", wie Ursache und Wirkung verdreht werden.

Hier ein Beispiel:
www.20min.ch/schweiz/news/story/Hitze-un...aeufen-sich-11583390

Laut ETH-Klimaprofessor Reto Knutti werden Wetterextreme wie die aktuelle Hitzewelle noch zunehmen. Er warnt vor den katastrophalen Folgen, sollte sich die Schweiz nicht anpassen.

Herr Knutti, im Juni gabs noch Überschwemmungen und Unwetter, jetzt diese Hitzewelle. Was ist los mit unserem Wetter?
Extreme Wetterereignisse häufen sich weltweit, aber auch in der Schweiz. Es gibt mehr und längere Hitzeperioden, aber auch Starkniederschläge sind häufiger zu beobachten, die zu Überschwemmungen führen können. Der Grund dafür ist der Klimawandel. Für diesen ist ein extremes Ereignis wie die aktuelle Gluthitze zwar noch kein Beweis. Aber die schiere Häufigkeit extremer Wetterphänomene lässt keinen Zweifel offen, dass die Erderwärmung eine Rolle spielt. So konnten wir in einer Studie nachweisen, dass für die Hälfte bis 80 Prozent der Hitzeextreme weltweit der Mensch verantwortlich ist. Auch die Schweiz muss sich auf tendenziell heissere und trockene Sommer einstellen.

Viele Prognosen gehen davon aus, dass die Temperaturen weiter ansteigen. Was sind die Folgen?
Wenn sich die Menschheit nicht ändert, werden die Wetterextreme weiter zunehmen – und zwar nicht stetig, sondern immer schneller. Denn jedes halbe Grad, um welches sich die Erde erwärmt, wirkt sich immer stärker auf das extreme Wetter aus. Somit werden auch die extremsten Ereignisse wahrscheinlicher.

Wie gefährlich ist die Entwicklung?
Wetterextreme haben das Potential für immense Schäden, gerade dort, wo wie in der Schweiz die Bevölkerungsdichte hoch ist und viel teure Infrastruktur vorhanden ist. Nehmen wir den Hitzesommer 2003 als Beispiel: Dieser traf Europa unvorbereitet. In ganz Europa starben zehntausende Menschen an den Folgen der Hitze. In der Schweiz gab es Milliardenschäden in der Landwirtschaft, weil nichts mehr wuchs und die Ernte vertrocknete. Um solch katastrophale Folgen zu verhindern, müssen wir uns an die Wetterextreme möglichst gut anpassen.

Das ist leichter gesagt als getan.
Einige Massnahmen lassen sich relativ leicht realisieren. Die Investitionen in den Hochwasserschutz haben sich im Frühjahr bewährt. Und wenn die Sommer heisser werden, können wir von den südlichen Ländern lernen, zum Beispiel eine Siesta einführen. Auch Altersheime und Spitäler sollten Massnahmen treffen, vielleicht Klimaanlagen einbauen. Wichtig sind auch Warnungen und Aufklärung. Hier hat man nach dem Hitzesommer schon viel investiert – etwa in das nationale Naturgefahren-Portal.

Gefährdet das unberechenbare Klima langfristig die Versorgungssicherheit?
In der Landwirtschaft ist es schwieriger, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Die Schweiz wird in 50 Jahren zwar keine Wüste sein und auch Trinkwasser wird es genug geben, doch das Klima wird eher mediterran wie in Italien sein. Ob da eine breite Bewässerung von Feldern möglich sein wird, ist fraglich. Kartoffeln wird man dann vielleicht nicht mehr anbauen können, stattdessen muss man etwa auf robuste Getreidesorten setzen. Auch die Elektrizitätswirtschaft muss sich überlegen, wie sie mit den veränderten Bedingungen umgeht. Wenn die Kühlkapazität der Flüsse sinkt, müssen die Atomkraftwerke die Stromproduktion drosseln. Solche Szenarien sollten bedacht werden.

Ein Gremium, das den Bundesrat in Klimafragen berät, empfiehlt dem Bundesrat gemäss der „NZZ am Sonntag“ rigorose Massnahmen, um die Klimaziele zu erreichen, etwa Kontingente für den Verkehr, strengere Gesetze und Normen. Ist das der richtige Weg?
Das ist eine politische Frage, die in einer Demokratie gemeinsam entschieden werden muss. Als Wissenschaftler stelle ich fest, dass die international geplanten Massnahmen nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Am wirksamsten wäre wohl eine CO2-Steuer. Diese ist politisch aber kaum mehrheitsfähig.

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