kicker-Herausgeber Karl-Heinz Heimann dreht den Scheinwerfer
Mo 21 Nov, 12:11 Uhr
kicker-Herausgeber Karl-Heinz Heimann dreht den Scheinwerfer
Heinz Heimann dreht den Scheinwerfer
Dass am Samstag in der Bundesliga Fußball gespielt wurde, geriet wieder ein Mal in den Hintergrund. Bis in die Spiele hinein wirkten die Prügelszenen vom Mittwochabend nach dem WM-Relegationsspiel Türkei gegen die Schweiz in Istanbul nach, waren doch auch in der Bundesliga beschäftigte Spieler daran beteiligt.
Und nachher beherrschte der "Doppelschlag" vom Betzenberg die Diskussionen, erst Entlassung von Trainer Michael Henke, gleich anschließend Rücktritt des FCK-Präsidenten René C. Jäggi. Dass Bayern in der Nachspielzeit auf der Bielefelder Alm doch noch zum Sieg kam und Werder Bremen erneut Tore beinahe am Fließband zum 6:1 über Wolfsburg erzielte, dem 1. FC Nürnberg unter seinem neuen Trainer Hans Meyer nach langer Erfolglosigkeit beim FCK endlich wieder ein Sieg gelang - all das war nur noch von lokalem Interesse. Was wird wohl am nächsten Wochenende im Fußball schon wieder wichtiger sein als die Spiele selbst?
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In der Türkei gilt Angriff als die beste Art der Verteidigung. Der Innenminister und der Präsident des türkischen Verbandes suchen die Schuld für die Prügeleien bei den Schweizern und haben im FIFA-Präsidenten Sepp Blatter einen Blitzableiter gefunden, weil der Schweizer sei und seine berechtigte Entrüstung über das, was da in Istanbul passierte, zur unzulässigen Parteinahme missbraucht habe. Die Atmosphäre war vergiftet seit dem geradezu feindseligen Empfang der schweizerischen Mannschaft auf dem Istanbuler Flughafen. Es fand sich niemand, ob Funktionär, Politiker oder Journalist, der offen gegen diese Feindseligkeit sprach, wenigstens versuchte, die Wogen etwas zu glätten. So ist es doch kein Wunder, wenn im Stadion alle möglichen Gegenstände aufs Feld geworfen werden (wahrlich keine auf die Türkei beschränkte Unsitte!) und auch die Spieler so "heiß" gemacht wurden, dass einigen die Gäule durchgingen. Dass aber in den Katakomben auch Sicherheitskräfte auf die Schweizer einschlugen, sie mit Fußtritten traktierten und die Fernseh-Kameraleute mit Gewalt an Aufnahmen gehindert wurden, das riecht verdammt nach organisiertem Einsatz. Was dennoch zu sehen war, eignet sich wahrlich nicht als Bewerbungsvideo für die Aufnahme der Türkei in die EU. Die Verantwortlichen haben dem Fußball, aber auch ihrem Land einen Bärendienst erwiesen!
Gruß aus Bonn
Constantin