Der einzige Nutzen dieser Maßnahmen besteht darin, daß sie den Verweigerern das Geld streichen können.
Ich habe im Laufe der Zeit schon etliche dieser Maßnahmen über mich ergehen lassen müssen, aber genützt hat es ums Verrecken nichts. Warum soll man denn jedes Jahr aufs Neue Bewerbungstaktiken lernen, wenn es keine Stellen gibt, auf die man sich bewerben kann? Wozu braucht ein erwachsener Mensch, der jahrelang Berufserfahrung hat, ein Praktikum machen? Die Firmen, die regelmäßig Praktikanten zugewiesen bekommen, haben dafür schon Arbeitsplätze abgebaut. Vor zwei Jahren habe ich auch in einer Maßnahme ein Praktikum machen müssen, genauso wie 15 andere auch. Eine Frau hat einen befristeten Vertrag über ein paar Wochen am Fließband bekommen, eine Top-Verwaltungskraft eigentlich. Das war alles. Dafür haben sich die Firmen ins Fäustchen gelacht, weil wir ihnen so schön kostenlos über die Urlaubszeit hinweggeholfen haben und sie keine Aushilfen einstellen mußten.
Es gibt Maßnahmen, die sind so sinnlos, daß sich zwei Drittel der Teilnehmer krank schreiben lassen oder abbrechen. Die anderen, die durchhalten, haben auch nichts davon. Es gibt Maßnahmen, die nur Geld in die Kassen der Schulungsträger spülen. In Korbach wurden schon einige dieser Schulungsträger wieder geschlossen, weil ihnen das Arbeitsamt dank zahlreicher Beschwerden auf die Schliche gekommen ist. Da sollen junge Leute PC lernen, aber es sind gar keine PCs vorhanden. Da sollen Leute Unterricht machen, aber das Gebäude ist noch eine Baustelle, lose Elektrokabel aus der Wand, keine Türen, keine Heizung, keine Möbel, keine Lampen, keine Bücher usw. Dem Lehrer war es zu kalt, er kam nach dem ersten Tag nicht mehr. Die Arbeitslosen sollten wochenlang ausharren in einem Ersatzquartier. Da kein Lehrer kam, haben sie Bücher gelesen, Karten gespielt oder sich Witze erzählt. Bewundernswert, daß überhaupt noch welche kamen.
Wenn tatsächlich Unterricht gemacht wird, weiß man entweder das meiste schon vorher oder die Lehrer sind meilenweit von der Realität entfernt und reden Sachen, die schon total veraltet sind oder eben reine Theorie. Da geht keiner schlauer raus, als er reingekommen ist. Oder Computer lernen. Hört sich toll an, aber das lernt man nur dann richtig, wenn man es auch regelmäßig anwendet. Sonst ist das schnell vergessen und sowieso schnell veraltet. Da bring so ein Kurs auch nicht viel.
Was ich über die Ich-AGs geschrieben habe, habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Auch mein Vermittler hat mir erzählt, daß er solche Leute vor sich sitzen hat, die nach einem halben Jahr nicht einen einzigen Kunden hatten.
Außerdem verstehe ich genug von Betriebswirtschaft, um zu wissen, daß man keinen Betrieb aufmachen kann, wenn man nicht einen schönen Batzen Eigenkapital hat, und sei es in Form von vorhandenen Räumen oder Maschinen oder so was. Den darf man aber gar nicht haben, wenn man für die Förderung der Ich-AG in Frage kommt. Das war von Anfang an eine aussichtslose Sache. Einige wenige haben es geschafft, das ist auch gut so. Aber die weitaus meisten sitzen nun mit einem Berg Schulden da, den sie nicht haben müßten.