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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 30 Oct 2006 16:31 #133451

  • Gewitterfreund
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Geht’s nur mir so?
Was ist nur los in unserer Gesellschaft, gibt’s überhaupt noch Visionen, Demut, Anstand, Würde und Scham in der heutigen Zeit. Leben wir auf einen Narrenschiff?

Welches Bild bietet sich mir z.Z. in Deutschland?

Sang vor 40 Jahren noch John Lennon „Give Peace a Chance“ singen die heutigen Idole , wie z:B. der sog. Gangsterpapper Sido folgendes:
Hier mal ein stück orig. Text:

Wenn ich dich Anwichse gib mir auch die andere Wange,
Keine Angst ich hab Platz für alle Hühner auf meiner Stange.
Ich bin Spitz wie ne Tanne und Bumse alles was da ist!
Deine Frau, dein Haus, dein Auto, dein Erspartes
Alles was du magst ich nehme es an mich,
AIDS auf Aggro ist ne Klasse für sich !
Ich hasse dich und hab gehört das du ein Hurensohn bist,
Dann fickte ich deine Mutter und merkte das es so ist !
Es ist die Sekte,wenn du dich fragst wonach deine Freundin riecht !
Es ist die Sekte,wenn du wissen willst wer auf dein Auto schießt !
Es ist die Sekte, wenn du Burner Rhymes hörst und nicht klar kommst
Aggro Berlin ist der Schwanz der Rap in den Arsch bumst
Ich setz die Maske auf und schock die Welt
Ich geb'n fick ob's euch gefällt
Geld, Sex, Gewalt und Drogen
Ich bin geboren für das Leben ganz oben
"


Wie gesagt,ist nix Verbotenes, kommt alles zur besten Sendezeit auf MTV &co.

Gingen in den 80er Jahren noch Mill. (vor allen junge) Menschen für Frieden und Abrüstung auf die Straße, sitzt die heutige Jugend max. noch vor dem Computer und spielen irgendwelche Spiele, bei dem man möglichst viele Gegner abknallen muss. Das Lebensmotto heißt FUN. Schon 10 jährige, welche noch nie auch nur einen Pfennig Geld selbst verdient haben besitzen sündhaft teure Handys, damit werden dann pausenlos irgendwelche Handytöne und Bilder geladen. Dafür gibt es dann für die Kinderchen solch prima Klingeltöne wie z.B.„Superorgasmus“ „Alter Wichser geh an dein Handy ran“ oder „Kotz und Furzgeräusche.“
Fragt man aber die Kinder welches Buch sie denn zuletzt gelesen haben, kommt nur Kopfschütteln, bestenfalls mal noch“ Harry Potter“
Das deutsche Rechtssystem ist völlig aus den Fugen geraten. Schwerstkriminelle Jugendliche bekommen als Belohnung 6monatige Abenteuerreisen geschenkt.
Die Staatsmacht ist zwar sofort zur Stelle wenn man mal falsch parkt, sämtliche Nichtigkeiten sind genauestens geregelt, z.B. welche Pflanzen im Vorgarten wachsen dürfen, wie hoch eine Hecke werden darf, oder wie viel Laub in Nachbars Garten fallen darf. Damit beschäftigt sich ein Heer von Beamten und Anwälten.
Aber bei den wichtigen Sachen geht’s drunter und drüber. Kinderschänder rennen frei rum, Drogen werden schon auf Schulhöfen angeboten. Schwerstkriminelle erhalten im Knast Ausgang und Urlaub. Drogenbosse können ihre Geschäfte bequem im Gefängnis per Handy
machen, alles Normalität. Täterschutz geht generell vor Opferschutz. Um die Täter kümmert sich ein Heer von Psychologen und Anwälten, die Opfer bekommen max. mal ein paar Euro vom „Weißen Ring“
Im Fernsehen zeigen sie zur besten (Kinder) Sendezeit Gossen TV. Letztens saßen da Nachmittags 14Uhr zwei Schwule nur mit Slip begleitet, und redeten munter über ihre Sexpraktiken, ab und an unterbrochen von schreienden grölenden Dumpfpuplikum.
Die Politiker haben längst keine Rezepte und Visionen mehr, diese fetten Bonzen haben unseren Land einen Schuldenberg von 2Billionen Euro aufgebürdet, keinen juckt’s, sie haben ja ihre Schäfchen im trockenen. Z.B dieser Partykönig Wowereit (reg Bürgermeister) aus Berlin, 60Mrd. Schulden am Hals, aber man sieht ihn nur froh und vergnügt auf irgendwelchen Bällen. Dort dürfen dann auch die ach so adretten Politiker- und Promifrauen ihre ach so schicken und teueren Kleider samt ihrer 3x gelifteten Visagen in die Kamera halten .Ach, wie ich diese ganze Brut hasse .Die Krönung dieser Schmierenkomödie war die abgehalfterte Ministerpräsidentin Heide Simonis, welche sich , kamerageil wie sie nun mal alle sind, noch in einer Tanzshow zu Oberaffen machen durfte .Und alles wird dann im Vorabendprogramm als sog.“ Infotainment“ gezeigt. Und die Mehrheit der Leute glotzt sich das voller Ehrfurcht und Neid auch noch an.
Man kann fast täglich in der Zeitung lesen wie viele Mrd. denn z.B. Familie Aldi, Lidl, Tengelmann, Oetker oder Quant in diesen Jahr, zu ihren ohnehin schon 50Mrd, wieder dazuverdient haben, gleichzeitig bekommt man von der Gemeinde einen Bettelbrief, ob man denn nicht mal ein bisschen Farbe für die Kindergartenfenster spenden würde, da kein Geld dafür da ist.
Tja, vielleicht sehe ich das auch zu eng, vielleicht bin ich nur zu alt oder zu altmodisch?

Aber ich glaube eine Gesellschaft, welche sich in eine solche Richtung entwickelt, bekommt genau die Zukunft die sie verdient.

Gruß Steffen

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 30 Oct 2006 17:15 #133452

  • shrek
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Nein es geht nicht nur dir und Deutschland so. Hier im kleineren Rahmen dasselbe Spiel. Als ich als Teenager Fun wollte, schüttelten die "Alten" nur die Köpfe. Ich bin noch lange nicht so alt aber schüttle den Kopf genau so. Die "Alten" von damals würden heute reihenweise mit Infarkt umfallen wenn sie diese "Entwicklung" sähen. Irgendwie ist es dann beruhigend dass für uns die Zeit auf diesem Ball begrenzt ist. :(

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 30 Oct 2006 20:45 #133454

  • ALEX
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denn Du definierst Dein Weltbild mit dem, was Dir die Welt aus dem
Fernseher vorgibt. Eine Welt, die es an sich nicht gibt - mit Bildern und
Worten und welche
von Jahr zu Jahr die Grenzen der gesellschaftlichen Ethik und Moral immer
weiter verschiebt. Es sind Kunstprodukte/kurze Auschnitte aus den
Randbereichen unserer Gesellschaft, welche zum Großteil sogar künstlich
initiiert sind (Trashtalk oder wie der Nachmittagskram heißt) Und der arme
Fernsehkonsument? Der sieht sich traurig mittendrin in der nahezu grenzenlosen
Normalität - so scheint es.

Das, was Du vorgesetzt bekommst ist ein Konkurrenzkampf
von Sendern, deren Intension es nicht ist, moralisch korrekte Erziehung zu
betreiben, sondern mit immer perverseren Extremen Aufmerksamkeit zu
erhalten; und diese ist im TV-Geschäft ein Überlebensgutschein für die
nächsten Monate. Es werden Hassbilder und -geschichten erzeugt,
die möglichst große Emotionen beim TV-Klotzer hervorrufen. Interessiert
Dich eine Heide Simonis, die irgendwelche Tänzchen macht? Ja? Dann bist
Du in der Tat Opfer dieser Maschinerie, die genau das geschafft hat, was
sie wollte.

Mach´ einfach die Kiste aus.

Gruß,
Alex

PS: Und fang´jetzt nicht mit den armen Kindern an, die versaut werden könnten (siehe shrek). ;)

PS: Wenn Du Milliadäre für das Weltbild brauchst, dann geselle bitte auch die Abermillionen hungernden Menschen in der Welt hinzu - das rückt so einiges wieder gerade

PPS: Hört sich alles recht scharf und provoziernd an.
Aber wer mich kennt, weiß dass es wirklich gut gemeint ist.

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 30 Oct 2006 21:01 #133455

  • MSE29
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Original von ALEX
denn Du definierst Dein Weltbild mit dem, was Dir die Welt aus dem
Fernseher vorgibt. Eine Welt, die es an sich nicht gibt - mit Bildern und
Worten und welche
von Jahr zu Jahr die Grenzen der gesellschaftlichen Ethik und Moral immer
weiter verschiebt. Es sind Kunstprodukte/kurze Auschnitte aus den
Randbereichen unserer Gesellschaft, welche zum Großteil sogar künstlich
initiiert sind (Trashtalk oder wie der Nachmittagskram heißt) Und der arme
Fernsehkonsument? Der sieht sich traurig mittendrin in der nahezu grenzenlosen
Normalität - so scheint es.

Das, was Du vorgesetzt bekommst ist ein Konkurrenzkampf
von Sendern, deren Intension es nicht ist, moralisch korrekte Erziehung zu
betreiben, sondern mit immer perverseren Extremen Aufmerksamkeit zu
erhalten; und diese ist im TV-Geschäft ein Überlebensgutschein für die
nächsten Monate. Es werden Hassbilder und -geschichten erzeugt,
die möglichst große Emotionen beim TV-Klotzer hervorrufen. Interessiert
Dich eine Heide Simonis, die irgendwelche Tänzchen macht? Ja? Dann bist
Du in der Tat Opfer dieser Maschinerie, die genau das geschafft hat, was
sie wollte.

Mach´ einfach die Kiste aus.

Gruß,
Alex

PS: Und fang´jetzt nicht mit den armen Kindern an, die versaut werden könnten (siehe shrek). ;)

PS: Wenn Du Milliadäre für das Weltbild brauchst, dann geselle bitte auch die Abermillionen hungernden Menschen in der Welt hinzu - das rückt so einiges wieder gerade

PPS: Hört sich alles recht scharf und provoziernd an.
Aber wer mich kennt, weiß dass es wirklich gut gemeint ist.


Das sind mal Worte von einem echten Menschen! :D
Dann bitte auch die restlichen Medienvarianten dazuzählen!
Natürlich gehören alle Werbekampagnen jeglicher Unternehmen und Parteien auch zu den Manipulierern.

MfG
MSE29

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 30 Oct 2006 22:24 #133457

  • Markus Brotschi
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Guten Abend Alex

Im Prinzip kann ich Dir beipflichten und kopfnickend zustimmen - dennoch gibts da ein kleines "aber".

Ich beobachte die ganze "Suppe" schon länger und ich mache mir diesbezüglich sehr viele Gedanken. Was mir extrem viele Sorgen macht, ist die absolute Lustlosigkeit vieler Leute. Ich kanns leider in meinem eigenen Umfeld festestellen und beobachten - nicht am TV.

Kein Bock auf gar nichts.

So etwa kommt es mir manchmal vor, wenn ich gewissen Gesprächen zuhöre oder mit jemandem Rede. Insbesondere die jungen Semester machen mir diesbezüglich extrem Sorgen. Die Flut an Informationen und Möglichkeiten lässt viele unter den tausend Varianten schlicht und ergreifend zusammensacken. Internet, Handy, PDA, MP3-Player....was noch auch immer..... eigentlich sollten alle lachen und glücklich sein. Stattdessen hängt man mit Kaputze und regennassen Schlurf-Hosen uninteressiert rum. Zuviel Zeit, zuviele Optionen.

Mann, in meiner Zeit wurden die Gehsteige um 20 Uhr hochgeklappt. Sense - Ende- aus. Discos kamen erst später - für uns im Anfangsstadium sowieso gar nicht bezahlbar. Wir träumten noch von Funkgeräten - heute hat man Mail (überall!) aber Mails werden komischerweise vielfach nicht mal mehr beantwortet. Wir rotzten auf irgend einen Berg rauf, weil es Spass machte. Heute fragt man " Hey Mann, für was?"

Wir waren keine Engel, boten auch den einen oder anderen Scheiss. Aber es gab ganz klar - klipp und klar - Grenzen, die wir nicht überschritten. Einen gewissen Respekt vor Eltern und Aelteren hatten wir. Heute sehe ich diesen zunehmend schwinden.

Alex, es hängt auch damit zusammen, dass den Kids heute alles schon in der Wiege geboten wird! Ich war zum ersten Mal mit 18 mit meinem Mofa ans Meer gefahren. Welch ein Abenteuer! Meine Eltern konnten sich sowas niemals leisten.
Heute:
Wenn ein Kid heute in der 5. Klasse noch nie am roten Meer war, dann ist es ein Aussenseiter. Ich kannte ein Paar, das zerrte seine Kids im Vorkindergartenalter gar auf einen vierteljährigen Australientrip mit. Was bringts?

Was will man solchen "überfütterten" jungen Menschen später noch bieten? Was gibt denen den Kick, wenn sie 20 sind? Alles schon erlebt, eben, kein Bock auf gar nichts mehr. Die Luft ist draussen, der Kuchen aufgegessen.

Ich leb hier in der heilen Welt, Alex. Die Kinder der Bauernfamilie helfen beim Heuen, schauen zu den Tieren, spielen im Wald oder auf der Wiese. Die Leute kennen sich, man grüsst sich auf der Strasse, ein Schwatz hier, ein Schwatz da. Aber ich bin mir bewusst, dass dies eine heile Welt ist. Und es wird mir jedesmal umso mehr bewusst, wenn ich wieder mal nach St. Gallen, Bern oder Zürich "durfte".

Aber genau diese Zentren sind es, die bei den Jungen "geil sind", wo was abgeht. Hauptsache Fun, hauptsache Action. Die Spassgesellschaft hats weit gebracht.

Doch zum Glück gibts auch noch die Entschleuniger, die Bremser, die Warner. Und - das muss ich auch sagen - zum Glück gibts noch Jugendliche und Junge, denen all diese Neuzeit-Kacke und der Medienfirlefans nichts anhaben konnte. Solche, die noch voller Tatendrang und Neugierde sind. Wenigstens gibts noch kleine Hoffnungsschimmer.

Grüsse

Kusi

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 07:20 #133461

  • Gewitterfreund
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Original von ALEX
Eine Welt, die es an sich nicht gibt -...Es sind Kunstprodukte/kurze Auschnitte aus den
Randbereichen unserer Gesellschaft, welche zum Großteil sogar künstlich
initiiert sind... (.


Kunstprodukte? Randbereiche?

Na dann rede doch mal mit einen Hauptschullehrer aus einer Großstadt.
Die sog. Kunstprodukte werden doch nicht mehr als Solche wahrgenommen und werden dadurch zur Realität.
Die übergroße Mehrheit schaut halt lieber Sat1 oder RTL als 3SAT oder ARTE, warum wohl?

Oder ,wir beide sind doch große Fußballfans, freuen uns über jeden Sieg unserer Elf.In Wirklichkeit sind aber die Spiele wahrscheinlich genauso getürkt wie
alles Andere wo's um so viel Geld geht. Ab und an kommt mal was an's Licht, (Fall Hoyzer o.Ä, oder die Sache in Italien).
Was ist nun real und was künstlich, das Spiel oder der Betrug daran?

Weißt du's immer genau, kannst du's noch unterscheiden?


Gruß

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 07:59 #133463

  • ALEX
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Hallo Markus,

ich sehe Dein kleines „aber“ zum Großteil keinen Widerspruch zu meiner
Auffassung, vielmehr eine Bestätigung. Ich denke Du beziehst Dich auf
mein „PS: Und fang´ jetzt nicht mit den armen Kindern an, die versaut
werden könnten“

Schwierige Kiste. Ich pack sie mal, im Rahmen, der mir zur Verfügung
stehen Zeit, an:

Kein Bock auf gar nichts?

Stichworte: Konsum- Fast Food-Mentalität, Spaßgesellschaft, künstliche
Weltbilder und die Auswirkung auf die Jugend

Die Spaßgesellschaft von heute ist der wahr gewordene Traum der
kapitalorientierten Vorstellungen von gestern. Nun: Dieser „Traum“ ist hier
vielseitig auslegbar. ;) Es zeigt sich: Ein wahr gewordener Traum ist das
Landen in der Sackgasse.

Es werden durch die Werbung Bedürfnisse geschaffen, die es bis dato nicht
gab und die sich immer mehr von den Grundbedürfnissen entfernen.
Kinder und Jugendlich sind hierfür sehr empfänglich.

Doch: Die Konsumbefriedigung dauert nur kurz an und führt zur einer
latenten Unbefriedigung, die bis zur Orientierungs- und Lustlosigkeit gehen
kann, so wie Du sie womöglich vereinzelt beobachtest. Wer kauft denn
heute noch eine Jacke, auf der nicht ein reduzierte Preis steht. Gibt es
überhaupt solche Preisschilder noch? Es geht darum, ein gutes Gefühl zu
verkaufen als ein hochwertiges, langlebiges Produkt. Ich bin da selbst das
Ein oder andere Mal Opfer.

Die Konsumgesellschaft bestimmt einen immer schnelleren Rhythmus, der
natürlich unnatürlich ist. Möglicher Ausweg: Die Natur hat den Takt, der uns
gut tut, hier kann man über die Entdeckung der Langsamkeit zu sich
finden. Dem Entschleuniger (schönes Wort, das Du benutzt hast).

Wichtig ist jedoch gleichzeitig immer, seine Beobachtungen zu
objektivieren.
Stichwort mp3-Player: Hattest Du einen Walkman?

Ich beobachte, dass Menschen ab einem Alter von 30 Jahren die
Verhaltensweisen der jungen Generation kritisieren und anmahnen. Mir
scheint es, als sei es ein genetisches Nörgel-Programm, welches ich sehr
kritisch sehe.

Vor 20 Jahren wurden wir als No-Future-Generation beschimpft. Ich habe
auch rumgehangen, mich gerauft, wurde entführt und stundenlang
eingelocht, blaue Briefe bekommen, Vorhaltungen und Beschimpfungen
vom Schuldirektor bekommen, der auf destruktive Weise versucht hat mich
umzubiegen ohne zu hinterfragen, WARUM sich dieses Verhalten so ist,
wie es ist. Genau darauf möchte ich hinaus: Dem Wehklagen über die
heutige Jugend und deren Gammelmentalität muss die Frage folgen:
Wie kommt es dazu? Wo führt sie hin? Welche Gefahren bestehen
hinsichtlich einer möglichen Destabilisierung der Gesellschaft/Demokratie?
Welche Auswege kann es geben oder zeigen sich diese zwangsläufig von
alleine?

Ich denke, dass viele Jugendliche auf ihre Art und Weise die Erfahrung der
kurzen Halbbefriedigung des Konsums machen – mehr oder weniger oder
gar nicht. Der Tatendrang und die Neugierde (um Deine Worte
anzuführen) werden sich immer wieder einstellen, da die endgültige
Befriedigung nicht eintritt (s.o.) und der Hunger nicht gestillt werden kann.
Einen Trend zur Oberflächlichkeit kann ich in Ansätzen erkennen, wobei ich
eine sehr eingeschränkte Kontaktfläche zur heutigen Jugend habe
(muss mal wieder öfter mit dem Stadtbus fahren).

Wie Du Markus, sehe ich ebenso den Trend der Übersättigung. Dieser lässt
sich vergleichen mit den extremen Randbereichen des TV, wie beim der
Antwort auf Steffens Post angesprochen: Das Vakuumdasein der
bedeutungslosen Mitte, welches hervorgerufen wird durch die Annahme
eines verzerrten, viel zu großräumigen Weltbildes.

Viele Menschen konstruieren sich über Medien/Werbung/verlogenen
Bedürfnisschaffern ein Weltbild, welches sich von der eigenen
Erfahrungswelt entfernt- eine Ersatzverständniswelt, in der sich der
Konsument verliert, so dass kaum noch eine Selbstdefinition stattfimden
kann.

Ein durch die Medien verzerrtes Weltbild könnte wieder gerade gerückt
werden, wenn den Orientierungslosen, insbesonderen Jugendlichen, die
Möglichkeit gegeben wird, endlich wieder substanzielle Erfahrungen zu
machen, denen eine umfängliche direkte Befriedigung folgt. Das Sensen
eines kleinen Getreidefeldes und das Backen eines Brotes aus diesem
Getreide. Oder Verantwortung zu übernehmen und ein kleines Tierchen
aufzuziehen oder meinetwegen eine kleines Kätzchen 2 Tage lang zu
pflegen. Auch hier kommen wir wieder zum Rhythmus der Natur zurück,
welche den menschlichen Geist und Organismus ion der Evolution geprägt
hat.

Grüße,
Alex

PS: Sorry, das Ganze ist nicht sehr klar struturiert, aber dasd Wesentlich kommt hoffentlich gut rüber ;)

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 08:08 #133464

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Die sog. Kunstprodukte werden doch nicht mehr als Solche wahrgenommen und werden dadurch zur Realität.


Hallo Steffen,

ja, genau das ist es: Die Ersatzerfahrungswelt, die durch die "Medien" konstruiert wird (siehe auch Antwort auf Markus)

Sat1/RTL/BILD: Vorgegebene Polarisation und vorgekaute bzw. -vorverdaute
Meinungen, weil´s so einfach ist. Hierdurch werden nichtreflektierende Geister geschaffen, die einfach zu lenken sind. Ein latente Gefahr, die sich bspw. darin zeigt, dass es tatsächlich heute noch NPD-Wähler gibt.


Zum Fußball etc.: Der Mensch ist eben ein Herdentier und identifizeirt sich
mit verschiedensten Gruppierungen unsere Geselleschaft, um hierin einen Halt zu haben.

Gruß,
Alex

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 08:47 #133469

  • shrek
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und hier noch was zu den Aussteigern, gewollt oder nicht...

Wer lebt in der Schweiz ganz unten?

Zum Essen reichts knapp. Zu mehr nicht. Irgendwelche Extras liegen nicht drin. Ferien schon gar nicht. In der reichen Schweiz leben eine Million Arme. Aber wer sind diese Menschen? Wo leben sie?



In der reichen Schweiz leben eine Million Arme.

«Einmal arm – immer arm?», fragt die Caritas in ihrer neuen Studie. Sie wird heute vorgestellt und porträtiert zwölf Menschen. Sie haben den Weg aus der Armut geschafft. Aber: «Sie sind Ausnahmen, die die Regel bestätigen», betont Carlo Knöpfel (47), Mitherausgeber der Studie.

Wer einmal arm ist, hat wenig Chancen, aus der Armut herauszukommen. Das gilt vor allem für Kinder aus armen Familien.

Wann gilt man in der Schweiz als arm?

Arm ist, wer pro Monat weniger als 2450 Franken netto verdient. Eine Familie mit zwei Kindern gilt als arm, wenn sie mit weniger als 4550 Franken pro Monat auskommen muss. Armut bedeutet bei uns weniger, dass Menschen hungern. Sondern, dass sie nicht einmal in bescheidenem Masse am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Wie viele Arme leben in der Schweiz?

Im Jahr 2004 lebten 218147 Menschen von der Sozialhilfe. Die Caritas schätzt aber, dass rund die Hälfte der Menschen, die Anspruch auf Sozialhilfe hätten, keine beziehen. Das Hilfswerk geht davon aus, dass bis zu einer Million Arme in der Schweiz leben.

Wer ist arm?



Arm sind Geschiedene mit Kindern: Wo das Geld in einem gemeinsamen Haushalt noch knapp reicht, machen nach einer Scheidung höhere Ausgaben oft abhängig von der Sozialhilfe.


Arm sind Alleinerziehende: Weil sie nicht Vollzeit arbeiten können, verdienen sie zu wenig – selbst wenn sie gut ausgebildet sind.


Arm sind kinderreiche Familien: Wer 3 Kinder und mehr hat, ist viel öfter von der Sozialhilfe abhängig.


Arm sind deshalb vor allem Kinder: Am häufigsten sind Kinder bis 10 Jahre von der Sozialhilfe abhängig, gefolgt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.


Arm sind Ausländer: 43 % der Sozialhilfe-Bezüger sind Ausländer. Weil sie oft gar nicht oder nur ungenügend beruflich ausgebildet sind.


Arm sind die sogenannten Working Poor: Menschen zwischen 20 und 59. Sie arbeiten voll, verdienen aber nicht genug und leben in Armut. Im Jahr 2003 waren das 231000 Menschen.

Wo leben die Armen?

Fast die Hälfte der Sozialbezüger lebt in Städten: Je grösser die Gemeinde, desto höher ist die Sozialhilfequote und desto höher sind die sozialen Lasten.

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 09:11 #133470

  • Markus Brotschi
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Danke für das Posten dieser Studie. Sie gibt zu denken - aber man könnte sie auch umkehren, nämlich in die Richtung der "künstlich geschaffenen Bedürfnisse" (ALEX).

Einer unserer Dozenten pflegte zu sagen: "Vergleichen Sie sich beruflich nicht mit anderen, Sie werden sonst daran zu Grunde gehen. Respektive Sie finden immer einen der besser ist".

Umgemünzt auf unser Thema hier "man findet immer einen, der mehr Geld hat, der mehr Freizeit hat, der mehr Spass hat, der mehr Ferien hat". Aber was bringts?

Nun sind wir in der Diskussion schon bei den grundsätzlichen Lebenseinstellungen angelangt. Was bringts, wenn ich mehr arbeite und mehr verdiene - dadurch aber weniger bei der Familie bin, nur damit ich im Sommer 3 Wochen mit eben denselben an die Adria fahren kann? Wärs nicht gescheiter, insgesamt weniger zu arbeiten und das Jahr durch dadurch mehr bei der Familie zu sein? Man zahlt dann erst noch weniger Steuern.

Man weiss das innerlich, aber warum tun es viele nicht? Genau: Es ist nicht sexy!

Sharm el Sheik, Hurghada, Tunis, Malediven - klingt doch viel geiler, als wenn man sagt "Ja wir haben in der Schweiz kleinere Tagesauflüge unternommen und haben den Sommer genossen".

Was will ich damit sagen? Armut ist eine Frage der Definiton. Wenn ich die Latte extrem hoch setze ist sogar unser [url=http://http://www.pfui.ch/01a9c2929a1126301/01a9c2929a119a346/53460096d7143db11.html]Marcel Ospel[/url] ein armer (ist er sowieso, aber das ist ein anders Thema).

Man muss sich nach der Decke strecken. Oder anders gesagt: nicht über seine Verhältnisse leben. Meine Eltern konnten nie Ferien machen. Uns Kindern kam es damals aber nicht mal in den Sinn, danach zu fragen oder zu stänkern, weil wir genau wussten: Das gibts nicht. Punkt.

Es ist einfach eine Frage der Einstellung.

Ich will mit meinen Ausführungen nicht diejenigen diskreditieren, von denen Du ein Bild angehängt hast. Keinesfalls. Aber ich glaube, dass viele nach dieser Studie als "arm" geltenden, wären in anderen Ländern immer noch steinreich.


Grüsse

Kusi

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 12:55 #133482

  • David(Goms, 1050m-1350m)
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@Kusi: Vollkommen Einverstanden

Als arm wird der bezeichnet, welcher nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Was das auch wieder bedeuten soll??? Und dazu braucht es eine "willkürliche Zahl". Höchstwahrscheinlich wird ein Warenkorb aus Handy, Computer und Fernseher zusammengestellt und daraus dann die Armutsgrenze definiert:

Arm ist, wer pro Monat weniger als 2450 Franken (=1650Euro) netto verdient. Eine Familie mit zwei Kindern gilt als arm, wenn sie mit weniger als 4550 Franken (=2850Euro) pro Monat auskommen muss.


Wenn man nur will, kann man verdammt billig leben (darin habe ich drei Jahre Erfahrung). 2450Fr. ist meiner Meinung nach massiv überrissen.
- 500Fr. für billige Wohnung (ja sowas gibts schon)
- 20Fr. für Essen pro Tag (=600Fr. pro Monat)

Bleibt übrig: 1350Fr.

Steuern muss so einer eh keine zahlen und Krankenkasse wird auch übernommen. 1350Fr. einfach so zum ausgeben (=Kleidung, Parties, Handies, Fernseher usw...) ist absoluter Luxus!

Die Armutslatte wird jeweils so hoch gesetzt, dass ca. 20% der Menschen darunter fallen. Da gibts halt immer Reichere und Ärmere (Arme), auch wenns der Gesellschaft noch so gut geht. Vor 15 Jahren war einer mit einem Handy, einem Computer und einem Fernseher ein reicher Kerl - heute gehört das zur Grundausstattung. Dahin driftet die Gesellschaft: Meinen alle müssten immer grad auch alles besitzen - wird das jeweils rasch für alle befriedigt, so sinkt augenblicklich die Lust darauf etwas zu erreichen ==> Ziele fehlen, Orientierungslosigkeit usw...
Oder anderes Beispiel: Einer der heute als arm gilt, wäre vor 40Jahren ein stinkreicher Kerl gewesen.

Aber letztendlich hat die Sozialhilfe ja zum Ziel, den Menschen soviel zu geben, dass sie nicht mehr in "Armut" sind. Wieso ist denn überhaupt noch jemand in Armut? Hinter diesen "Armutsdefinititionen" und den willkürlichen Zahlen, stehen natürlich Interessen dahinter - und zwar Interessen noch mehr Geld in die Sozialhilfe zu stecken.

Wer strengt sich dann überhaupt noch an, wenn die Sozialhilfe einem erlaubt "am gesellschaftlichen Leben" vollständig teilzunehmen? Der Ansporn ist weg! Wieso sich anstrengen, wenn mans auch gratis haben kann. Die Konsequenzen wurden hier ja schon breit diskutiert: "Wohlstandsfaule, überfressene, reizüberflutete Gesellschaft".

Meiner Meinung nach, sollte man die Armut ZEITLOS definieren, und zwar in etwa so: "Dach überm Kopf (mit Heizung), ausreichend Nahrung, sanitäre Einrichtung und Kleidung". Alles andere (Handy, PC, TV, Auto usw...) ist luxuriöses bzw. unnötiges Beigemüse.

Soviel von meiner Seite.

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Die (für mich) untertägliche Trivialität des Alltags 31 Oct 2006 13:34 #133485

  • shrek
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Original von David(Goms, 1050m-1350m)
@Kusi: Vollkommen Einverstanden

Wenn man nur will, kann man verdammt billig leben (darin habe ich drei Jahre Erfahrung). 2450Fr. ist meiner Meinung nach massiv überrissen.
- 500Fr. für billige Wohnung (ja sowas gibts schon)
- 20Fr. für Essen pro Tag (=600Fr. pro Monat)

Bleibt übrig: 1350Fr.

Steuern muss so einer eh keine zahlen und Krankenkasse wird auch übernommen. 1350Fr. einfach so zum ausgeben (=Kleidung, Parties, Handies, Fernseher usw...) ist absoluter Luxus!

Soviel von meiner Seite.


Aber hallo, David

Schon mal etwas von Hausmiete und Versicherungen gehört? Deine Rechnung geht nun wirklich nicht auf. Wo bekommst du eine Wohnung für 500 Franken. (Ich meine mit Strom und fliessend Wasser!) Versicherungen: Hausrat, tja kein Auto? Dann eben öff. Verkehr, ist ja auch nicht gerade billig. Strom /Wasser/ Kleider/ Hygiene etc. etc. Und wo bitte willst du für 20 Franken am Tag essen? Man kann sich ja schon vorübergehend einschränken aber man darf doch auch noch leben!
Gruss
shrek

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