Die beiden Opfer des Einsturzes sind letzte Woche geborgen worden, waren wohl sofort tot. Fest steht, das ein "hydraulischer Grundbruch" im U-Bahn Tunnel Ursache der Katastrophe gewesen ist. Dabei fließt aufgestautes Grundwasser plötzlich mit hohem Druck unter oder neben der Trennwand durch, die eigentlich das Grundwasser aufhalten soll. Dadurch sackt der Boden weg, und die darauf gebauten Gebäude stürzen in sich zusammen.
Jetzt ist der eigentliche Selbstzerfleischungsprozess im vollen Gange, an dem sich die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) als Bauherr, die am Bau beteiligten ausführenden Firmen, die Gemien der Stadt Köln, der Bürgermeister Schramma, die Staatsanwaltschaft, das Land NRW und wie man hört bald auch der Bundestag fleißig beteiligen, in dem sie die Schuld am Unglück hin und her schieben. Ausgang unbekannt.
Die KVB, so kam heraus, ist ein von der Politik durchsetztes Unternehmen, die Vorstandsmitglieder werden von den Parteien der Stadt eingesetzt. Die am Bau beteiligten Firmen "mauern", schweigen sich also mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren aus, die KVB gibt erst dann neue Informationen frei wenn es schon in der Presse durchgesickert und veröffentlicht wurde. Der Bürgermeister hat ein Disziplinarverfahren gegen ein KVB-Vorstandsmitglied wegen zurückhaltung wichtiger Informationen erhoben, hat aber selber die Staatsanwaltschaft im Nacken wegen "unerlaubtes aufzeichnen von vertraulichen Gesprächen" während einer Gremiensitzung.
im Gewusel kamen bisher volgende Informationen raus:
-Es gab schon im Sommer 2008 einen kleineren hydraulischen Grundbruch, der aber unter Kontrolle blieb. Stadt und Bürgermeister wurden nicht informiert.
-Es wurde im Baustellenbereich in erheblichem Maße mehr Grundwasser abgepumpt als genehmigt, auch wurden viel mehr Brunnen gebohrt als genehmigt (aktueller Stand: 23 statt 11). Stadt und Bürgermeister wurden angeblich nicht informiert.
-Eine Studie kam ans Tageslicht, die 2008 fertiggestellt und von den beauftragten Baufirmen in Auftrag gegeben wurde. Sie bemängelt unzureichende Trennwandsicherungen im Tunnelbereich und warnt vor einem hydraulischen Grundbruch, es ist "von möglichen Personen- und Sachschäden" die Rede. Stadt und Bürgermeister wussten angeblich nichts von dieser Studie, auch die KVB will die Studie angeblich nicht kennen. Auswirkungen hatte sie jedenfalls nicht.
-Der Versicherer des U-Bahn Baus hat sich zu Wort gemeldet: Sollten sich während der Ermittlungen zeigen, dass "grob Fahrlässig" gehandelt wurde werde die Versicherung nicht für die entstandenen Schäden aufkommen.
-Das Land NRW schickt jetzt externe Gutachter und Experten des Ministeriums, die bei der Aufklärung helfen sollen.
Was das alles für die Geschädigten bedeutet? Eine Katastrophe. Einige der Obdachlos gewordenen Menschen haben zwar neue Wohnungen angeboten bekommen und Erstentschädigungen erhalten, andere leben jedoch immer noch in Hotels und Pensionen. Heute hat das einer der Opfer, eine Rentnerin, die alles verloren hat, offenbar nicht mehr ausgehalten: Sie wurde leblos in ihrem Hotelzimmer gefunden, beging nach derzeitigem Stand Selbstmord.
Die historischen Dokumente des Stadtarchivs werden immer noch geborgen, über der Unglücksstelle wurde ein riesiges Dach gebaut. Immerhin konnten einige Dokumente fast unbeschädigt geretten werden, doch die Restaurationsarbeit der meisten anderen wird Jahrzehnte dauern, viele sind auch für immer verloren. Wer für die ganzen Kosten aufkommt ist nach derzeitigem Stand völlig unklar.
Der "Kölner Klüngel" war schon immer ein Begriff, der auch überregional bekannt ist; die Auswirkungen können jedoch verheerend sein.
Eine Gute sammlung mit Berichten zum Werdegang der Katastrophe gibt es hier:
http://www.ksta.de/html/seiten/1236168523492/
Grüße
Constantin