Mitte der 90er war ich mal auf einen Geburtstag eingeladen, wo die meisten Gäste bei Banken oder anderen Finanzdienstleistern beschäftigt waren. Nicht in den Chefetagen, sondern an der Basis.
Das Gespräch kam auf den Euro, dessen Einführung damals schon in Vorbereitung war. Diese Banker sagten alle übereinstimmend, dass das erst eine große Inflation gibt und dann einige Länder, die schon damals Wackelkandidaten mit ihrer eigenen Währung waren, würden dann ganz kippen. Sie konnten ihre Bedenken auch genau begründen. Es hat sich bisher in allen Einzelheiten bewahrheitet, was diese Leute damals vorhergesagt haben.
So fragt man sich: Wenn das so offensichtlich war, selbst für Leute, die nicht die höheren Weihen der internationalen Finanzdienste haben, warum waren die Politiker so naiv, genau das zu wollen? Taugen die Berater nichts? Oder waren alle blind bei dem Gedanken, künftig beim Urlaub nicht mehr Geld wechseln zu müssen? Der größte Teil der deutschen Bevölkerung hätte lieber die DM behalten und noch heute hätten sie viele gern zurück. Von anderen Ländern habe ich auch schon gehört, dass die Bewohner mit dem Euro nicht glücklich sind.
Hier sind viele Preise rapide angestiegen. Für uns war der Wechselkurs 1,95583, also fast zwei Mark für einen Euro. Bei manchen Brachen, vor allem in der Gastronomie, ist die Zahl beim Preis geblieben, nur die Währung hat sich geändert. Dann wird gejammert, dass die Umsätze nicht so geblieben sind, wie sie vorher waren. Ja, mein Lohn hat sich nicht verdoppelt! Mein regelmäßiger Großeinkauf in der Zeit, also fast immer die gleichen Waren, war von 100 DM auf 70 € angestiegen, ohne dass ich mehr im Wagen gehabt hätte. Da hatten wir also unsere Inflation, auch wenn die Offiziellen die immer abgestritten haben. Offiziell wird die Inflation ja mit einem willkürlich zusammgengestellten Warenkorb berechnet. Da waren dann wohl vor allem Sachen drin, die billiger geworden waren, wie Pauschalreisen, Handys, diverse Artikel Unterhaltungselektronik. Davon habe ich gar nichts gekauft oder in Anspruch genommen, ich hatte fast immer nur Sachen, die teurer geworden waren, Lebensmittel, Sprit, Strom, Bücher, Versicherungen, Zeitungen.....
Diese Inflation, auch wenn sie geleugnet wurde, hat die eine Säule der Stabilität, nämlich die Inlandsnachfrage, erheblich angefressen. Wer mehr ausgeben muss für die Notwendigkeiten, dem bleibt weniger übrig für Luxus. Den Rest haben geplatzte Blasen zu Fall gebracht. Viele Länder der EU waren niemals eurofähig, da wurde gemauschelt, vertuscht, schöngerechnet ohne Ende. Man stelle sich vor, eine Gruppe von Menschen, die eine WG bilden, wollen auch ihr Geld in einen Topf werfen und gemeinsam wirtschaften. Werden die nicht jeden genau ansehen und dem einen oder anderen die Leviten lesen, der immer nur nimmt und nicht gibt und das Genommene unnütz verprasst? Das kann ja nicht gutgehen.