NEWS über den härtesten Winter seit 1963
Frühling ist heuer leider in England hängen geblieben
Wetterchaos! Winter ohne Ende: Österreich stöhnt unter einer Schneelast, die es seit 1963 nicht mehr gab. Und der Frühling ist in England hängen geblieben.
Es war ein Winter der Superlative. Und das wird er auch noch eine Zeit lang bleiben - befürchten nicht nur pessimistische Sonnenliebhaber, sondern prognostizieren leider auch die Meteorologen.
Erst vergangenes Wochenende führten heftige Schneefälle in weiten Teilen Österreichs wieder zu einem Chaos. In Bregenz etwa fielen binnen weniger Stunden fast 40 Zentimeter Neuschnee, in Kärnten waren es sogar bis zu 50 Zentimeter. Auf den Straßen hieß es: "Nichts geht mehr"; die Südautobahn musste zwischen Villach und der italienischen Staatsgrenze gesperrt werden.
Auch zahlreiche Bahnverbindungen in Kärnten waren blockiert, am Sonntag 22.000 Haushalte stundenlang ohne Strom. "Der nasse Schnee führte dazu, dass viele Bäume der Last nicht standhielten und auf Stromleitungen fielen. 2.000 Haushalte konnten wir erst am Montag wieder versorgen", sagt Hermann Egger, Vorstand der Kelag.
Winter bleibt hartnäckig
Und weiterhin ist kein Ende der Wetterkapriolen in Sicht. In den kommenden Tagen und auch Wochen (!) bleibt es winterlich. "Die Temperaturen werden zwar langsam ansteigen, es ist aber weiterhin mit heftigen Niederschlägen zu rechnen", analysiert Ernest Rudel von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Der Grund für die Verspätung des Frühlings: Nach wie vor strömt feuchte Luft vom Mittelmeer zu uns und vermischt sich über Österreich mit polarer Kaltluft.
Die erste - vorläufige - Bilanz des Rekordwetters: Seit dem Winter 1962/63 hat es, abgesehen vom äußersten Südosten Österreichs, keine derart lückenlose und langlebige Schneedecke gegeben. In Kremsmünster fielen in diesem Winter insgesamt schon 225 Zentimeter Schnee, fast zweieinhalbmal mehr als im langjährigen Durchschnitt, in Klagenfurt waren es 169 Zentimeter, das ist ein Plus von 64 Prozent (siehe Grafik unten).
Fehlende Wärmeperioden
Was den heurigen Winter für Klimaforscher so einzigartig macht, ist das Fehlen der zwischenzeitlichen Schmelzperioden. So etwa hält sich in Reutte in Tirol, in Bad Gastein in Salzburg, in Freistadt in Oberösterreich, aber auch im steirischen Bruck an der Mur seit fast vier Monaten durchgehend die Schneedecke. "Der Grund dafür liegt in einem stabilen Hochdruckgebiet, das sich seit November über den Britischen Inseln festgesetzt hat. Es befördert auf seiner Ostseite laufend kalte Luft aus dem Norden nach Österreich", erklärt Herbert Formayer, Klimaforscher an der Boku Wien.
Deshalb liegen auch seit Dezember beinahe im gesamten Bundesgebiet die Temperaturen um bis zu zwei Grad Celsius unter dem langjährigen Durchschnitt. Und werden es auch vorläufig noch bleiben ...
Schnee schmilzt nur langsam
Mit den gewaltigen Schneemassen steigt auch die Hochwassergefahr, vor allem, wenn es im Frühling zu einem plötzlichen Warmlufteinbruch, verbunden mit Niederschlägen, kommen sollte. Das aber schließt Meteorologe Rudel vorerst noch aus: "Der Schnee dürfte nur langsam schmelzen." Auch Rudels Kollegen vom etablierten englischen Wetterdienst Met Office prognostizieren nämlich auch für April und Mai Temperaturen unter dem langjährigen Durchschnitt.
Das einzige - volkswirtschaftlich allerdings gewaltige - Plus dieses Winters: Der Rekordschnee garantiert eine lange, nicht minder umsatzrekordverdächtige Skisaison. Schneemangel in den diesjährig extrem späten Osterferien vom 10. bis zum 17. April ist eher nicht zu befürchten.
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