Hallo ins forum,
eigentlich wollte ich dieses Post unter dem Thema "Prognosewettbewerb" starten, doch geht es im Grunde darüber hinaus, sodass ich es jetzt unter "Klima" setze.
Das Prognosespiel ist jetzt zwei Jahre alt, erfreut sich zum Glück immer noch solider Beliebtheit in diesem Forum, und geht jetzt munter in die dritte Runde. Ins Leben gerufen wurde es um zu überprüfen ob es möglich ist Langfristprognosen machen zu können oder nicht. Nach 24 Tipprunden habe ich mir mal darüber Gedanken gemacht und die möchte ich euch jetzt vortragen.
Es gab bei den Tippern im Grunde drei Lager:
1.) Die "Wissenschaft"-Fraktion
Diese Tippt mit Hilfe von Datenbanken, Regeln, Temperaturreihen und Vergleichsjahren, etc., also mit ernsthaften, empirischen Forschungsmethoden. Die Tipps sind also in der Regel Ergebnis einer mehrstündigen oder gar mehrtägigen Ernsthaften Beschäftigung mit den Möglichkeiten des Wetters des Darauffolgenden Monats.
2.) Die "Hobby"-Fraktion
Die wohl größte Tippgemeinschaft des Spiels. Diese Tippt uas Spaß am Hobby mit, und benutzt die Unterschiedlichsten Gründe für ihre tipps. am meisten fällt die Formulierung "Ich glaube dass..." Ohne dass dieser glaube wirklich stichhaltig begründet wird, oft auch gar nicht begründet werden kann. In engem Zusammenhang steht das berühmt-berüchtigte "Bauchgefühl", "Ich habs im Urin", etc.
3.) Die (kleine) Fraktion der Kritiker und Zufallstipper
Diese Behaupten absolut nicht an LFPs zu glauben und nur aus Zufall/"mit dem Würfel" zu tippen. Und genau das ist manchmal Zweifelhaft und angreifbar; in der ersten Runde landete ausgerechnet einer dieser Kritiker souverän auf dem ersten Platz.
Ich möchte in diesem kleinen Schwank ein wenig auf dieses "Bauchgefühl" eingehen, was so viele der Tipper im Prognosespiel leitet und ihnen sehr, sehr oft zu wirklich achtbaren Ergebnissen verhilft, so achtbar dass sie manchmal mühelos mit den wirklich ernsthaft Tippenden Mithalten können.
Das berühmte "Glück des Unwissenden"? Vielleicht. Ich glaube aber eher nicht.
Schaut man mal ein wenig über den Tellerrand hinaus fällt einem in der Wetterwelt so einiges seltsames auf was in den letzten Monaten passiert ist. Der Winter war einer der kältesten seit langem, und hatte Druckkonstellationen die sogar in der Mittelfrist von Namhaften Meteorologen als "unwahrscheinlich", und "wird eh wieder weggerechnet" abgetan wurden. "Wetterfuchs" hatte noch extra eine wissnenschaftliche Analyse angefertigt die beweisne sollte warum diese Kältewelle denn so nicht eintreffen konnte.
Sollte man diesen Leuten glauben würde der Winter so ereignislos weitergehen wie in den Wochen davor auch.
Dagegen stand jedoch eine riesige Front von Hobbymeteorologen die allesamt "wussten", "spürten", "sich sicher waren" dass es eben doch so kommt. Diese wurden dann von einigen als "Kälteanbeter" verspottet - bis die Kälte wirklich kam.
Dieses Beispiel aus der WZ mit der "Russenkälte" ende Januar ist nur ein Beispiel. Man sieht jedoch immer wieder solche Scharmützel wenn eine brisante Wetterlage vielleicht eintreten könnte: "Ball flachhalten" seitens der Berufsmeteorologen, versus "Bauchgefühl"/"spüren"/wissen" von einigen Hobbymets.
Wenn wir noch weiter über den Tellerrand blicken fällt einem sowas auf:
Nach dem ersten großen Schneefall ende November machten sich viele sonst scheue Tiere aus den Bergen in Süddeutschland und den Alpen auf in die Täler und kamen teilweise sogar in die Dörfer, wo sie erstaunlich nahe an den Menschen herankamen. Früher wurde dies von der Bevölkerung als Indiz für einen strengen Winter gewertet. Die Tiere erahnten diesen Winter irgendwie; allerdings kann der Schneefall ende November an sich noch nicht der Auslöser gewesen sein. Schneefälle ende November sind in den Bergen völlig normal.
Was war es dann?
Wenn man noch weiter über den Tellerrand geht und einen Blick in die Geschichte wagt sieht man dass der Mensch über Jahrtausende in engem Verbund mit der Umwelt und der Natur gelebt hat. Dies hat sich erst in den letzten 100 Jahren gewandelt. Damals hat der Mensch also "hautnah" mit den Elementen gelebt, oft auch überlebt. Vorausschau, richtige Entscheidungen und die richtige Deutung der Natur entschieden oft über Überleben oder sterben. Man sagt heute dass die meisten Menschen damals auf die Tiere und die Pflanzen achteten, den Himmel viel besser deuten konnten als wir heute und das Wissen ungleich größer war als jetzt. Zum Teil mag das sicherlich richtig sein.
Doch könnte es vielleicht sein dass der Mensch selber in den Jahrtausenden irgend eine Gabe, ein Gefühl für die Wetterlage entwickelt haben könnte? Aus purer Notwendigkeit, um sein Überleben zu sichern?
Es gibt so viele Berichte über Wetterfühligkeit, über Menschen die das Wetter vorhersagen, über "Bauchgefühl", Leute sind sich sicher dass etwas passiert obwohl noch nichts darauf hindeutet (und am ende haben sie oft recht damit!)... Oder mit einem Beispiel was sicherlich alle von euch kennen: Wer spürt nicht diese ganz Besondere Spannung in Körper, das Gefühl der absoluten Schärfung der Sinne, kombiniert mit einem Verräterischen Kribbeln des Adrenalins im Bauch wenn man draußen in der schwülwarmen Luft steht und ein Gewitter als dumpf grummelnde, dunkle Wand auf sich zurollen sieht? Woher kommt dieses Gefühl eigentlich? Woher kommt es dass Leute mit erstaunlicher Genauigkeit einen Winter oder einen Sommer vorhersagen können, obwohl sie sich noch nie groß mit Klimasachen beschäftigt haben, sondern nur ihr ganzes Leben auf dem Land in der Natur verbracht und sich den Himmel, Flora und Fauna angeschaut haben?
Vielleicht gibt es doch mehr als unsere bisher bekannten Sinne. Vielleicht gibt es irgendwann eine Studie die versucht "Wetterfühlige" zu erforschen. Mich würde es jedenfalls überhaupt nicht wundern wenn es bei einem solchen Studium zu stichhaltigen Ergebnissen kommt. Es ist nur sehr Schade dass dieser Zweig der Meteorologie von den allermeisten Wissenschaftlern als Humbug und Scharlatanerie bezeichnet und nicht weiter erforscht wird.
Gruß aus Augustin
Constantin