Mittwoch 12. Juli 2006, Region
Unser Wetter Im Juni... und im Juli
«Wenns im Summer am Morge am Feufi ...»
Aussergewöhnlich warm und sonnig war der ansonsten eher als regnerisch-kühl bekannte Juni. Der Juli ist der erste Hochsommermonat, die Erwartungen sind gross.
Zwar setzte sich Anfang Juni das unangenehme Wetter von Ende Mai noch fort, sodass in den ersten Junitagen kalte Regenschauer angesagt waren und die Schneefallgrenze bei 700 Metern liegen sollte. Doch bald besserte sich das Wetter. Ab dem 4. Juni folgten Aufhellungen und eine stetige Erwärmung. Es waren die Vorboten eines Hochs, das sich bald über ganz Europa ausdehnte. So herrschte bei leichter bis mässiger Bise ab dem 7. Juni purer Sonnenschein. Bis zur Monatsmitte ergaben diese Tage 117 Sonnenstunden. Und die Temperatur stieg rasant an: Am 15. Juni gab es mit 30,0 Grad den ersten Hitzetag des Jahres. Es war ideales Heuwetter, und wie im Mai lagen ganze Wolken von Blütenstaub - diesmal vor allem von Gräsern - in der Luft. Ab dem 17. Juni nahm die Luftfeuchtigkeit wieder zu, und es bildeten sich Quellwolken. Über dem Hegau konnte nicht ohne Besorgnis eine riesige Ambosswolke beobachtet werden. Das Wetter war schwül und gewitterhaft, doch blieb die Niederschlagsmenge bei uns gering. In den Nächten ergab sich nur eine geringfügige Abkühlung: Vom 20. auf den 21. Juni sank die Temperatur lediglich auf 19 Grad.
Eine Kaltfront zog am 21. Juni durch: Für Teile der Schweiz und Deutschlands wurde eine Unwetterwarnung herausgegeben, doch brachte die Front bei uns lediglich eine angenehme Abkühlung und ein paar Regentropfen.Die Trockenheit blieb. Danach stieg die Temperatur aber rasch wieder an. Zusätzlich half am 25. Juni der Föhn mit, sodass daraus mit 31,5 Grad der heisseste Tag des Monats resultierte. Abends folgte nicht unerwartet ein kurzes Gewitter, das auch bei uns strichweise Hagel brachte. Gegen das Monatsende hin wurden die Tage unbeständig. Allerdings fiel bei uns nur wenig Regen, während im nahe gelegenen Schwarzwald am 28. Juni ein schlimmes Unwetter tennisballgrosse Hagel«körner» niedergehen liess. Am 30. Juni herrschte wieder stabiles Hochdruckwetter vor.
Die Temperaturen im Juni waren fast kontinuierlich hoch. So liegt denn die Durchschnittstemperatur mit 18,8 Grad um 3,2 Grad über dem langjährigen Mittel. Im Juni 2003 waren es sogar 22 Grad. Der höchste Wert wurde wie bereits erwähnt am 25. 6. mit 31,5 Grad erreicht. Allerdings wurden an verschiedenen anderen Tagen gegen dreissig Grad erreicht. Den tiefsten Wert verzeichnete man am 2. Juni frühmorgens mit 3,9 Grad. Die Niederschlagsmenge im Juni war gering. Das langjährige Mittel liegt bei 97 Millimetern, diesmal konnten aber nur 41,5 Millimeter verzeichnet werden.Fast die Hälfte davon fiel im Gewitter vom 25. 6. - wobei der Hagel immer mit Regen vermischt war. Gesamthaft wurden fünf Gewitter verzeichnet. Den dritthöchsten Juniwert seit Beginn der Sonnenscheinmessungen bei der Meteostation Charlottenfels erreichte die Sonnenscheindauer: Es konnten 253,9 Sonnenstunden registriert werden, was 143 Prozent des langjährigen Mittels entspricht. Nur 1983 mit 283 Stunden und 1976 mit 293 Stunden gab es mehr Sonnenschein. Festzustellen ist gemäss Wetterbeobachter Andreas Uehlinger auch, dass seit den 1990er-Jahren in den Junimonaten mehr Sonnenstunden gemessen werden als zuvor. Die Vegetation erreichte im Juni durch das warme Wetter in etwa wieder ihren Normalstand.
Eigentlich müsste es im Juli und im August gar keine Wettersprüche geben. Doch das Wetter ist natürlich nicht immer nur eitel Sonnenschein, sodass sie durchaus ihre Berechtigung haben. So heisst es: «Fällt Regen um Maria Heimsuchungstag (2. 7.), zehn Tage lang es währen mag» oder «Regnet's am St. Magdalenentag (22. 7.), folgt gewiss mehr Regen nach.»
Juli und August sind die Zeit der Gewitter. Einige Regeln beziehen sich darauf. So ist zum Beispiel überliefert: «Wenns im Summer am Morge am Feufi donneret, so gits am Nomittag es Dunnerwätter» oder «Den gleichen Weg, den das erste Gewitter im Jahr nimmt, nehmen auch alle folgenden.» Auch sagt man: «Grosse Schwüle und Hitze bringen bald ein Gewitter, dies mit grösserer Sicherheit, wenn die Schüle über Nacht anhält» und «Dampft die Erde nach dem Gewitter, wird es nochmals gewittern.»
Wetterregeln finden sich auch in der Bauernpraktik von 1508. Zu Juli heisst es unter anderem: «Item wenn es drey Sonntag vor Sant Jacobs tag (25. 7.) schön ist, so wirt gut Korn. Regnet es aber, so wirt das Korn miltzig. Sant Jacobs Tag bedeut vormittag die Zeit vor Weihenachten des Winters und Nachtmittag bedeut die Zeit nach Weinnachten.» Der Hundertjährige Kalender meint zum Juli: «Hebt den 1. mit Nebel an, 2. bis 5. unbeständiges Wetter mit Regen, 7. bis 13. windig, kühl, bewölkt mit Sonnenschein, 14. grosser Platzregen, danach schwül und schön warm Wetter bis 31., an welchem Tag es zwei Stunden geregnet.»
Urs Leu
«Schaffhauser Intelligenzblatt»
www.shn.ch