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Der Januar in Zürich! 08 Feb 2007 17:14 #137313

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wec. Trotz winterlicher Witterung im letzten Monatsdrittel war der Januar 2007 besonders im Flachland der Alpennordseite der wärmste seit Messbeginn 1864. Damit hält die Folge extremer Temperaturereignisse seit dem Sommer 2006 unvermindert an. Neue Rekorde verzeichneten Basel, Bern, Lugano und Zürich. An diesen Stationen wurden die bisher höchsten Monatsmittel um bis zu 1 Grad übertroffen.
Subtropische Warmluft

In den ersten drei Januarwochen wurde mit zeitweise stürmischen West- bis Südwestwinden subtropische Warmluft zu den Alpen geführt. Am 20. Januar erreichte der laufende monatliche Wärmeüberschuss im Mittelland den extremen Wert von 7 bis 8 Grad. Die mit dem Sturmtief «Kyrill» herangeführte Warmluft brachte am 19. in Altdorf mit 18,4 Grad und in Sitten mit 16,8 Grad Rekorde im Tageshöchstwert. In Locarno wurde mit einer Temperatur von 24,0 Grad beinahe ein Sommertag registriert.

Extrem spät fiel in diesem Winter der erste Schnee bis in die Niederungen. Im Mittelland bildete sich die erste geschlossene Schneedecke erst in der Nacht zum 24. Januar. Seit 1931 war die erste Schneedecke in Zürich bisher nur zwei Mal noch später registriert worden: am 30. Januar 1988 und am 12. Februar 1990. Die grössten Wärmeüberschüsse von 5 bis 6 Grad verzeichneten die Nord- und Nordostschweiz und zum Teil auch das westliche Mittelland. Am Juranordfuss, im Talboden des Oberengadins, im Puschlav und im Mendrisiotto betrugen die positiven Abweichungen 4 bis 5 Grad. In den Alpen, auf der Alpensüdseite und im Jura lagen die Monatsmitteltemperaturen meist um 2,5 bis 4 Grad über den mehrjährigen Normwerten.

Die Sonnenscheindauer erreichte in den typischen Nebelgebieten des Flachlandes verbreitet 140 bis 170 Prozent der normalen Werte. Hier verhinderte die permanente Westlage die Bildung langer Nebelphasen. Leicht überdurchschnittlich besonnt waren auch das Oberengadin, die Alpensüdseite und das südliche Wallis mit 100 bis 120 Prozent. Ein Sonnenscheindefizit verzeichneten Mittelbünden, das Gotthardgebiet, die Berner Alpen und der Juranordfuss mit Werten von 80 bis 100 Prozent und die Jurahöhen mit nur 60 bis 70 Prozent. - Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen von 100 bis 150 Prozent fielen im gesamten Jura, im Wallis und in Graubünden. Im Oberengadin, im Visper- und im Mattertal wurden 150 bis 170 Prozent der Norm erreicht. Alle übrigen Landesteile verzeichneten 60 bis 100 Prozent der Normalsummen.
Der Wetterablauf

Am 1. Januar verlagerte sich ein Sturmtief von der Nordsee nach Südskandinavien. Die zugehörige Kaltfront zog am Vormittag mit verbreiteten Niederschlägen und Sturmböen von bis zu 85 km/h im Mittelland und von bis zu 130 km/h in den Alpen über die Schweiz ostwärts. Mit der einsetzenden Kaltluftadvektion sank die Schneefallgrenze von anfangs 2000 m bis am Abend gegen 900 m. Mit der auf Nordwest drehenden Höhenströmung entstand am 2. eine ausgeprägte Nordstaulage. Im Mittelland fielen weiterhin mässige, im Jura und in den Voralpen recht ergiebige Niederschläge. Die Schneefallgrenze lag auf etwa 500 bis 600 m. Südlich der Alpen brachte der stürmische Nordföhn vom 2. an sonniges Wetter und Temperaturen von 12 bis 14 Grad. Am 4. überquerte eine aktive Kaltfront im Tagesverlauf die Schweiz. Die Schneefallgrenze lag auf 1000 bis 1400 m. Im Süden war es teilweise sonnig und meist trocken.

Vom 5. bis zum 21. lag der Alpenraum am südlichen Rande einer lebhaften, vom Atlantik über die Nordsee bis zum Baltikum verlaufenden sehr milden West-Südwestströmung. Die zahlreichen und oft von stürmisch auffrischenden Winden begleiteten Störungsdurchgänge gestalteten den Wetterablauf sehr wechselhaft. Kurzer Hochdruckeinfluss brachte zwischendurch auch längere sonnige Abschnitte. Die meist schwachen Niederschläge fielen unterhalb von 1000 m als Regen. In der am 18. mit einem Sturmtief herangeführten Subtropikluft stiegen die Temperaturen in den tieferen Lagen auf 10 bis 15 Grad. In der Nacht auf den 19. sanken die Temperaturen im Mittelland verbreitet nicht unter die 10-Grad-Grenze.
Wintereinbruch

Am 21. erfolgte eine grundlegende Umstellung der grossräumigen Wetterlage. Zwischen einem blockierenden Hoch über dem Atlantik und einem Tief über dem Baltikum stiess arktische Kaltluft weit nach Süden vor und brachte einen ersten spürbaren Temperaturrückgang. Der Hauptstoss der Kaltluft zielte ins westliche Mittelmeer. Dort bildete sich ein kräftiger Tiefdruckwirbel, der sich langsam nach Nordosten verlagerte und feucht-kühle Luft gegen die Alpen steuerte. Südlich der Alpen brachten die ergiebigen Niederschläge dem Alpensüdkamm bis zu 70 cm Neuschnee. Auf der Alpennordseite löste die über die bodennahe Kaltluft aufgleitende feuchte Mittelmeerluft in der Nacht zum 24. verbreitet Schneefall aus. Im Mittelland fielen bis zum Abend 5 bis 17 cm, in den östlichen Alpen 20 bis 40 cm Neuschnee.

Vom 25. bis zum 27. lag der Alpenraum zwischen dem unter Auffüllung ostwärts abziehenden Tief und dem bis nach Westeuropa reichenden Hoch mit Kern über dem Ostatlantik. Wegen der eingeflossenen Kaltluft herrschte veränderliches Winterwetter. Die Temperaturen lagen im Mittelland auch tagsüber meist unter dem Gefrierpunkt. In Samedan und in La Brévine wurden am 26. Temperaturen von -25 Grad gemessen. Am 28. verstärkte sich das Hoch über Mitteleuropa und blieb bis zum Monatsende wetterbestimmend.

Nach kalten Nächten mit bis zu -10 Grad stiegen die Temperaturen tagsüber bei uneingeschränktem Sonnenschein kontinuierlich an und erreichten am 30. Werte von bis zu 7 Grad im Mittelland und bis zu 11 Grad im Tessin. Am 31. lag über dem Mittelland ganztags eine geschlossene Hochnebeldecke mit einer Obergrenze um 900 m.

Neue Zürcher Zeitung, 07. Februar 2007

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