Hallo,
das Thema Klimawandel ist in aller Munde und für mich (vielleicht auch für andere), ist die Frage: Was ist natürlich, was ist anthropogen bedingt? ziemlich wichtig.
Ich möchte im Folgenden aus einer interessanten Arbeit (meine Meinung) berichten, die an der ETH Zürich 2005 als Doktorarbeit angenommen wurde. Sie trägt den Titel: "Rekonstruktion der solaren Aktivität im Holozän mittels Beryllium-10 im GRIP Eisbohrkern"
http://e-collection.ethbib.ethz.ch/ecol-pool/diss/fulltext/eth16224.pdf
Die Autorin führt aus, dass die Sonne auf 2 direkte Weisen und eine indirekte Einfluss auf das irdische Klima nehme:
1.Die Schwankungsbreite der Sonnenaktivität und das daraus resultierende solare radiative forcing (Strahlungsantrieb).
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass innerhalb der untersuchten 9000 Jahre nur in etwa 7% dieses Zeitraumes - also nur in 600 bis 700 Jahren - eine ähnlich aktive Sonne vorhanden war wie in den letzten 50 Jahren.
Die offiziellen Zahlen des IPCC geben die solar bedingte Erwärmung (also nur direkte radiative forcing) aus einer Änderung der totalen solaren Irradianz seit 1900 mit etwa 0,25°C an (von insgesamt 0,6°C Erwärmung), von der Erwärmung seit 1970 nur 0,1°C bis 0,15°C.
2. Die Reaktion des irdischen Klimasystems auf Schwankungen der Sonnenaktivität:
Schon innerhalb des 11-Jahreszyklus wurde festgestellt, dass eine aktive Sonne durch Erwärmung der unteren Stratosphäre ( Zunahme der UV-Strahlung und der Ozonkonzentration) eine Intensivierung der stratosphärischen Ostwinde bewirke. Die Folge sei eine polwärtige Verschiebung der troposphärischen Zirkulationsmuster. Die subtropischen West-Strahlströme (jetstreams) würden polwärts verschoben und nähmen an Intensität ab. Die Position dieser Jetstreams bestimme aber die laterale Ausdehnung der Hadley-Zellen. Durch die polwärtige Verschiebung des Jetstreams werde der absteigende Ast der Hadley-Zellen ebenfalls polwärts verschoben, was die Hadley-Zellen verbreitere und deren Intensität reduziere. Mit dieser Verbreiterung einher gehe schließlich eine polwärtige Verschiebung des gesamten Westwindbandes der mittleren Breiten (sowohl der Nordhalbkugel als auch der Südhalbkugel). Geänderte Einstrahlungsverhältnisse (aktive Sonne) führten dann zu denselben Ergebnissen (für längere Zeiträume).
Außerdem wirkten sich Veränderungen der troposphärischen Zirkulation auch auf die Intensität der Passatwinde und den indischen Monsun aus (hohe Sonnenaktivität starke Monsunzirkulation).
Eine aktive Sonne verschiebe also die allgemeine Zirkulation polwärts, eine weniger aktive äquatorwärts, dies lasse sich z.B. an den sehr südlich gelegenen Drifteisablagerungen des Nordatlantik feststellen oder an den sehr tiefen Temperaturen Nordgrönlands (bei schwacher Sonnenaktivität).
Schließlich seien Änderungen der Sonnenaktivität auch Auslöser für Änderungen der thermohalinen Zirkulation. Dadurch werde der Effekt der solaren Variabilität auf das Klima sehr stark, weil sich eine veränderte Tiefenzirkulation der Ozeane über sehr große Distanzen bis in niedere geographische Breiten auswirke.
3.Positive Rückkopplungen
Eine Polwärtsverschiebung des Westwindbandes und eine verstärkte Warmluftzufuhr in (seitherige) Eisrandzonen zum Beispiel führe in diesen Gebieten zu höheren Meeresoberflächentemperaturen, Eisrückgang bzw. zum Verschwinden des Eises, zu Klimaänderungen an angrenzenden Landstrichen, die nun plötzlich "maritime" und keine polaren oder subpolaren Verhälnisse mehr hätten. Temperaturerhöhungen um 15 bis 20K in solchen Gebieten innerhalb weniger Jahrzehnten seien die Folge gewesen.
Die Frage : Was ist an unserer jetzigen Klimaänderung natürlich und was ist anthropogen bedingt? hat die Autorin nicht beantwortet und das kann ich natürlich 2mal nicht. Aber ich denke man kann sagen, die Änderung ist das Normale und Natürliche. Ein Stillstand wäre dann unnormal und unnatürlich.
Gruß
Karl-Heinz