Ich werde anhand von Wetterkarten und Soundings jetzt einmal versuchen zu erklären, durch welche Bedingungen es zu dem Tornado in Hamburg kommen konnte.
Zuerst noch einmal kurz zur Wetterlage:
Rückseitig der Kaltfront kommt es zu einer Troglinie, mit der kalte Luft in der Höhe einfließt (bis -25°C in 500hPa).
Dort kommt es dann zu Hebung und es bilden sich am Nachmittag starke Frontgewitter an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien, die sich nach Osten Richtung Hamburg verlagern, wo sie kurz vor 19 Uhr eintrafen.
Ab 18:54 Uhr soll dann der Tornado in Harburg(im Süden Hamburgs) für wahrscheinlich über 10min gewütet haben. Ein Blick auf die Radiosondenaufstiege von Bergen(12z) und Emden(18z) zeigt die günstigen Bedingungen zur Bildung von Tornados.
Zuert einmal Bergen:
Auffallend ist hier sofort die äußerst große Labilität mit einem Lifted Index von -6K und der extrem hohe Taupunkt von 16,3°C. Vorrausgesetzt diese Daten stimmen(wenn sie stimmen wahrscheinlich bodennahe Nebelschicht), würde das zu einem Kondensationslevel von nicht einmal 100m über dem Boden führen.
Auch in Emden herrscht um 18z noch eine labile Schichtung. Hervorzuheben ist der fast trockenadiabatische Temperaturgradient bis ca. 900m bei einem Kondensationslevel von nur ca. 600m bewirkt das einen starken Auftrieb der Luftpakete und es wird schon in den unteren Schichten (bis 1km) Konvektionsenergie frei. Der wohl maßgebende Punkt ist allerdings die extreme Windscherung. Auch wenn die Richtungsscherung mit ca. 70° in den unteren 1000m eher gering war, die Geschwindigkeitsscherung war extrem. Während am Boden nur ein laues Lüftchen weht, erreichen die Windgeschwindigkeiten in 600m in etwa 40 Knoten und in 1000m Höhe breits 50 Knoten(das sind fast 100kmh, eine Geschwindigkeit wie sie erst wieder in 300hPa erreicht wird). Das es dort zu starken Turbulenzen kommt ist nicht weiter verwunderlich. Als lokaler Effekt sind dazu noch die 150m hohen Harburger Berge zu nennen, die durch zusätzliche Hebung die Aufwinde und die Turbulenzen noch verstärken können und die Distanz zum Kondensationslevel sinken lassen, wodurch Bodenkontakt leichter hergestellt werden kann. Da ich aber nicht genau weiß, wo der Tornado zum ersten Mal Bodenkontakt hatte, ist das nur eine Vermutung.