Moinsens,
bei aller Bewunderungfür dein stetes Bemühen, besonders kritisch auftreten zu wollen (grundsätzlich schätze ich das sehr!), muss ich dir hier einmal ganz deutlich widersprechen.
Welch schnuckeliges Entree! Ich kann Dir nur den freundlichen Rat geben, die Strategie,
direkt am Anfang eines Beitrages persönlich-reduzierende Anflüge zu setzen, zu unterlassen, da Dein Diskussionspartner auf diese
Weise sofort oppositioniert und es schwierig wird, ihn für Deine Betrachtungen zu gewinnen. Dies am Rande.
Ich schaue gelegentlich in dieses Forum und brösele beim Morgenkaffee
einige meiner wirren Gedanken hinein. Okay, nun zum Eingemachten:
In Deutschland jedenfalls erlaubt es das umfangreiche und flächendeckende Netz der Wetterstationen des DWD sehr wohl, ein aussagekräftiges Flächenmittel von Temperatur, Niederschlag und anderen Klimaparametern für einen bestimmten Zeitraum zu erheben.
Ja, dies hat aber auch niemand bezweifelt.
Regionale, unter anderem auch mikroklimatische Besonderheiten bzw. deutliche Variationen vom Mittel sind eine Selbstverständlichkeit, ändern aber nichts an der Sinnhaftigkeit von dessen Berechnung zum Zweck der Klimabeobachtung und -bewertung!
Ja, dies hat aber auch niemand bezweifelt.
Es ist korrekt, aber auch nicht neu, dass zur genauen Witterungsanalyse z.B. eines Monats nicht nur Mittelwerte herangezogen werden können.
Ja, dies hat aber auch niemand bezweifelt.
Dennoch sind diese Mittelwerte ein bedeutendes Hilfsmittel zur Bewertung des "Gesamtcharakters" eines bestimmten Zeitraumes hinsichtlich der verschiedenen Parameter und somit auch zum längerfristigen Vergleich.
Wenn Du ehrlich bist, hättest Du statt „Gesamtcharakter“ auch
Mittelwertcharakter schreiben können, Du bist demnach in Deiner
Argumentationskette bislang keinen Schritt weitergekommen.
Mittelwerte bedürfen also in der Regel einer Kontextualisierung mit Hilfe anderer Parameter bzw. einer regionalen Differenzierung, sind aber deshalb ganz sicher nicht "wertlos".
Du sagst es. „nicht ganz“ wertlos.
Wir sehen hierin eine Relativierung zu
Deinen übrigen Darstellungen.
Was Langfristprognosen angeht, so gibt es unzählige Beispiele dafür, dass unter anderem Temperaturabweichungen vom Flächenmittel einer bestimmten Raumeinheit in einem statistisch signifikanten Zusammenhang mit nachfolgenden Abweichungen stehen können.
Lies Dir diesen Satz selber noch einmal ganz genau durch.
Hier beisst sich die Katze in den Schwanz. Habe hierzu einige konkrete
Fragen:
1. Zeige mir diese unzähligen Beispiele
2. Wie definierst Du Raumeinheit?
3. „können“: Ja 
4. Darüberhinaus sagst Du sinngemäß: „Was heute passiert hat eine
Auswirkung auf die Zukunft.“ Dies sind Kausalitäten! Deren Vielfältigkeiten
und Synergien werden sicherlich nie ergründet werden (Chaos-Theorie, siehe unten)
und somit auch sicherlich nicht dorthin projiziert werden können (LFP).
Deine konkrete Frage kann ebenfalls sehr zuverlässig beantwortet werden: Der Juli 2006 war in Deutschland überwiegend deutlich zu trocken (Flächenmittel + makroregionale Differenzierung). Das ändert sich auch dadurch nicht, dass einzelne konvektive Starkniederschläge regional eng begrenzt für überdurchschnittliche Niederschlagssummen gesorgt haben.
Die latente Relativierung im letzten Satz zeigt, dass die Antwort eben nicht zuverlässig ist.
Mein Standpunkt ist nach wie vor, dass meteorologische Mittelwerte
nicht den vollends den Witterungscharakter eines Monats wiedergeben kann.
Nicht landesweit, regional oder lokal. Stichwort „Witterungscharakter“:
Hier kommen wir langsam in den subjektiven Empfindungsbereich, welche
nicht für eine feste Diskussionsgrundlage geeignet ist.
Kehren wir doch einfach zurück zur ursprünglichen Frage von Matthias:
Wer glaubt an einen warmen September?
Was würdest Du antworten, wenn Du wüsstest, dieser Monat verliefe genauso wie der September 2004?
Die Niederschlagsbilanz war insgesamt zweifellos negativ, was durch den Mittelwert korrekt wiedergegeben wird.
Diesen letzten Satz streichen wir mal, da er inhaltlich von Deiner
vorherigen Aussage abweicht.
Ich denke, wir haben verschiedene Meinungen.
Die Aussage
„In Deutschland war der Juli zu trocken.“ ist faktisch falsch!
Sie sollte in etwa lauten.
„An den meisten Wetterstationen Deutschlands lag der registrierte
Niederschlag unter dem statistischen Monatsmittel. An einigen Orten
wurde jedoch aufgrund von konvektiven Ereignissen wie Schauer und
Gewitter Regenmengen gemessen, die teilweise weit darüber lagen.“
Du hast hoffentlich erkannt, dass es meine Intension ist, die
LFP-Spielerein hier nach dem Prinzip „3 kalte Januare ergeben einen
warmen Februar“ also im mathematischen Sinne dem Gesetz der
Unendlichkeit der Permanenz nicht auf die chaotischen Zustände in
unserer Atmosphäre übertragbar sein kann, in Frage zu stellen.
Gerade die Wahrscheinlichkeitsrechnung deckt alle auf der Permanenz
beruhenden Berechungen (hier diese wenigstens hier zu finden wären)
bestenfalls als sinnlose Spielereien auf.
Da ich nur gelegentlich hierein schaue, mutmaße ich, dass Du Dich dieser
simplen Werkzeuge der Monokausalitäten nicht bedienst.
Ich finde es gut, wenn man sich damit beschäftigt, Signifikanzen und
Zyklen im Wetteraufzeichnungen/Klimareihen zu suchen und diese mit
transparenten, wissenschaftlich anerkannten Berechnungsmethoden in die
Zukunft zu projizieren.
Es ist nichts anderes als Forschung. Gut so! Aber leider hat man hier im
Forum nicht einmal den Ansatz dessen erkennen können.
Wenn doch, zeig´ sie mir bitte.
Um mich noch mal, hier in einem anderen Wortlaut, zu wiederholen:
Für eine Abschätzung der atmosphärischen Vorgänge in der „Langfrist“
benötigt man einen unendlich großen Datensatz der Vergangenheit.
Abgesehen vom nicht zu bewältigenden Synergismus, ist es nicht mal
möglich, ALLE Vorgänge zu erfassen
(Der Computer würde in seinen Ausmaßen größer sein als die zu
berechnende Welt selber, da jedes Molekül registriert werden müsste).
Um es etwas metapherheinimäßig auszudrücken: Schon allein die falsche
Annahme der Schlagfrequenz des Schmetterlings, welcher am Rande der
Namibwüste am 16.05.1995 um 14:13:04 Uhr dahinflatterte, hätte die
Fehlprognose zu verantworten, dass der kommende September zu (........) wird.
Gruß,
Alex, der jetzt wieder zu spät auf die Arbeit kommt