Immer die gleichen Fragen.... wenigstens nicht immer die gleichen Artikel. Schön, mal wieder einen Querdenker zu lesen:
Klimawandel
Jetzt, da die warme Jahreshälfte in den kühleren Herbst mündet, ist es Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen. Der Sommer verweilte einige Wochen im Badekostüm, liess uns im August den Regenschirm aufspannen und verwandelte sich zuletzt in die Pracht alter Weiber (womit wir uns derer Aufwertung erst so richtig bewusst werden).
Das Wetter hatte nicht die extremen Züge des Jahrhundertsommers, aber es machte uns doch hie und da staunen. «Schon verrückt dieser Klimawechsel», pflegten wir zu sagen, egal ob die Sonne brannte oder der Himmel weinte. Früher war die Wortwahl weniger wissenschaftlich gefärbt, ehe im Stile von «Oh, diese Hitze» oder «S'Wetter spinnt». Das war zum Beispiel während der heissen Sommertage von 1975 und 1976 der Fall oder als auf den Gartentischen im Bündnerland eines Morgens 20 Zentimeter Schnee lagen.
Nun, der Verdacht eines Klimawechsels lässt sich mit dem Hinweis auf die Vergangenheit nicht so rasch in den Wind schlagen. Weitgehend ist nämlich anerkannt, dass in den letzten 125 Jahren die Lufttemperatur an der Erdoberfläche um durchschnittlich 0,5 Grad gestiegen ist, und das vor allem in den letzten Jahrzehnten. Auch lesen wir immer häufiger, dass nördlich des Polarkreises plötzlich Wasser ist, wo bis vor kurzem noch Eis lag. (Eine Zwischenfrage sei erlaubt: Wo aber ist das Ozonloch geblieben?) Es liegt nahe, den Menschen bei der Suche nach den Ursachen als entscheidenden Faktor zu betrachten und entsprechende düstere Szenarien zu zeichnen. Wenn da nur nicht schon früher innerhalb längerer Perioden markante Klimaschwankungen erfolgt wären, die, als Beispiel, Siedlern erlaubt hatten, sich zirka im 11. Jahrhundert in Grönland niederzulassen.
Es gibt heute noch, wenn auch weniger beachtete Wissenschafter, welche die Wirkung der Sonne auf unser Klima als stärker einschätzen als jene des modernen Menschen. Das erstaunt nicht, wenn wir bedenken, dass die Sonne in einer einzigen Sekunde mehr Energie produziert, als es menschliche Aktivität in Millionen von Jahren imstande ist. Forscher, vornehmlich der Columbia-Universität, haben zudem herausgefunden, dass die Sonne seit 1970 pro Jahrzehnt eine um 0,05 Prozent höhere Hitze abstrahlt.
Der Beachtungsgrad dieser Wissenschafter könnte sich in nächster Zeit steigern. Denn noch in diesem Jahr, frühestens am 25. Oktober, schiesst die Nasa den Satelliten «Stereo» in die Erdumlaufbahn. Er soll mit entsprechenden Strahlenmessungen just diese Frage erhellen: Wie gross ist der Einfluss des Menschen, wie gross jener der Sonne?
Ob wir die Bedrohung als weniger gravierend empfinden, falls wir Erdenbürger von Schuld entlastet werden, bleibt offen. Die Sonnenseite des Klimawechsels aber, die wollen wir dann doch geniessen, zumindest solange es nicht regnet.
Fredi Kurth
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