Bundespräsident Moritz Leuenberger
«Manchmal ist Umweltpolitik kaum zum Aushalten!»
VON SIMON SPENGLER AUS KENIA
16.11.2006 | 00:36:49
NAIROBI – Moritz Leuenberger (60) über seinen Frust
als Umweltpolitiker und seine Freude am Bäumepflanzen.
BLICK Herr Bundespräsident, Sie haben heute am Klimagipfel die Einführung einer globalen CO2-Abgabe vorgeschlagen. Hat dieser Vorschlag eine Chance?
Moritz Leuenberger «Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass der Vorschlag morgen realisiert werden könnte. Jetzt ist er aber in die Diskussion eingebracht und wird in Zukunft weiter diskutiert werden. Es wird wohl noch einige Konferenzen brauchen, bis die Sache konkret wird.»
Sie haben bisher die CO2-Abgabe noch nicht einmal in der Schweiz einführen können. Richtet sich Ihre Rede vor allem an die Politiker zu Hause?
«Sicher auch. Es darf wirklich nicht sein, dass die Ständeratskommission die CO2-Abgabe noch immer vor sich herschiebt. Das ist unverantwortlich.»
Hier in Nairobi wird über die Zeit nach 2012 diskutiert, wenn das Kyoto-Protokoll ausläuft. Kann die Schweiz ihre Verpflichtungen bis dann erfüllen?
«Wenn die CO2-Abgabe eingeführt wird, werden wir das Ziel erreichen. Aber sie muss schnell kommen, sonst reicht es nicht mehr. Das wäre ein gewaltiger Rückschritt. Wir würden viel von unserer Glaubwürdigkeit verlieren, die wir heute haben.»
Die Klimapolitik kommt überall nur mit kleinsten Schrittchen voran. Ist das nicht ein permanenter Frust für Sie?
«Wenn ich sehe, was getan werden müsste und was wir tatsächlich umsetzen können, ist das schon belastend. Manchmal ist Umweltpolitik tatsächlich kaum zum Aushalten. Bei meiner ersten Umweltkonferenz in Dänemark vor vielen Jahren bin ich sogar vorzeitig abgereist. Ich konnte all das Gerede nicht länger ertragen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es sein muss.»
Warum?
«Je mehr Länder und Kulturen eingebunden werden sollen, desto längere Gesprächsrunden braucht es. Natürlich ist das ein mühsamer Weg. Die Alternative wäre, sich auszuklinken. Aber das käme totaler Resignation gleich. Ich will aber die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir unsere Zukunft sinnvoll gestalten können. Immerhin gibt es auch Fortschritte: Kyoto
ist zustande gekommen und wird nach 2012 weitergeführt werden.»
Woher nehmen Sie denn bei all dem Frust Ihre Hoffnung?
«Ich halte es mit Martin Luther. Der hat gesagt: ‹Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, ich würde noch heute einen Baum pflanzen.› Einen Baum zu pflanzen ist für mich ein Zeichen, dass wir wirklich
etwas tun können.»

Die können nicht mal den Schaden wieder gut machen den sie mit der ganzen Konferenz verursachen, also die Umwelbelastung durch die Teilnehmer an dieser Konferenz. (Flüge, Autos, Hotels, etc. eine gewaltige Energiemenge die da verschleudert wird...