Hallo Matthias
Bei den von dir genannten Zeitabschnitten kann man nicht von eigentlichen Kalt-oder Warmzeiten im Sine der Klimageschichte sprechen. Es handelt sich dabei lediglich um relativ unbedeutende Intermezzi, wie sie immer wieder auftreten. Der Begriff Kalt-und Warmzeiten ist in viel grösserem Zusammenhang zu sehen.
Die Erde ist ja bekanntlich vor ca. 4,6 Milliarden Jahren entstanden. Ein Eiszeitalter ist - ganz einfach ausgedrückt - eine Zeitepoche, in der es vereiste Pole gab. Während des grössten Teils der Klimageschichte war unsere Erde, ausgenommen von manchen Hochlagen, nahezu eisfrei. Diese wärmeren Zeiten machten 80 bis 90 % der Erdgeschichte aus. Die derzeitige Vereisung der Polkappen bedeutet, dass sich unsere Erde klimatisch derzeit in einem Eiszeitalter befindet. Das ist eine Ausnahmesituation, da Warmzeiten der eigentliche Normalzustand der Erde sind. Die Kältephasen eines Eiszeitaltzers sind mit 90'000 Jahren deutlich länger als Wärmephasen, die nur ca. 15'000 Jahre dauern. Warmzeiten beginnen häufig plötzlich, während die Abkühlungen eher schleichend vor sich gehen.
Es gab seit Entstehung der Erde insgesamt 8 Eiszeitalter:
1. Eiszeitalter
Dieses begann von 2,3 Milliarden Jahren und dauerte ca. 300 Millionen Jahre.
2. Eiszeitalter
fand erst wieder vor ca. 950 Millionen Jahren, also fast 1 Milliarde Jahre später statt. Nur ein Pol war mit Eis bedeckt und an diesem Pol lag das heutige Europa
3. und 4. Eiszeitalter
folgten nach einer Warmzeit vor ca. 750 Millionen Jahren und reichten bis ca. 620 Millionen Jahre.. Sie traten in kurzen Abständen auf und liessen auf beiden Erdhalbkugeln Eis entstehen
5. Eiszeitalter
vor ca. 440 Millionen Jahren. Höchst wahrscheinlich schwach ausgeprägt und beschränkte sich im wesentlichen auf das Gebiet der Sahara, daher vereinzelt auch Sahara-Vereisung genannt
6. und 7. Eiszeitalter
Beginn vor ca. 280 Millionen Jahren und wieder stärker ausgeprägt
8. Eiszeitalter
Vorläufig letztes Eiszeitalter. Beginn vor 2,6 Millionen Jahren
Vor ca. 65 Millionen Jahren begann die Erdneuzeit mit der Epoche des Tertiärs, welches bis vor ca. 2,6 Millionen Jahren dauerte. In dieser Zeit war das Klima wesentlich wärmer als heute. Hauptsächlich in dieser Epoche entwickelte sich die Tier-und Pflanzenwelt, wie wir sie heute kennen. In der Folge kam mit den Eiszeitalter im Quartär eine Zeit mit grossen Klimaschwankungen. Es traten unterschiedliche Kalt-und Warmzeiten auf. Bei den Kaltzeiten gab es weitflächige Vergletscherungen der Erdoberfläche, die zeitweise bis zu 30 % des Festlandes mit Eis bedeckten. Dieses Eiszeitalter dauert heute noch an, wobei nach meiner Meinung eine Unterteilung in Pleistozän als eigentliches Eiszeitalter und in Holozän als Nacheiszeit, Neo-Warmzeit oder Warmzeit innerhalb eines globalen Eiszeitalters aussagekräftiger ist.
Nachfolgend seien die 4 bedeutendsten Eiszeiten und die Warmzeiten im letzten Eiszeitalter des Quartärs aufgelistet:
Vor 600'000 bis 540'000 Jahren Günz-Eiszeit
Vor 540'000 bis 480'000 Jahren 1. Warmzeit
Vor 480'000 bis 430'000 Jahren Mindel-Eiszeit
Vor 430'000 bis 240'000 Jahren 2. Warmzeit
Vor 240'000 bis 180'000 Jahren Riss-Eiszeit
Vor 180'000 bis 120'000 Jahren 3. Warmzeit
Vor 120'000 bis 10'000 Jahren Würm-Eiszeit
Seit etwa 10'000 Jahren Neo-Warmzeit oder Holozän
Zwischen dem 10. und 6. Jahrtausend v.Chr. verschwindet das Eis langsam wieder. Schuld daran ist das Klimaoptimum des Holozäns mit dem 1. Hauptoptimum von 5'500 bis 4'1000 und dem 2. Hauptoptimum von 2'500 bis 1'800 v.Chr. Die globale Mitteltemperatur lag da gegenüber heute um 2 bis 3 K höher. Zwischen den beiden Hauptoptima lag eine anderthalb Jahrtausende dauernde Kälteperiode. Dieses Klimapessimum wies deutlich niedrigere Temps als das Hauptoptimun 1 auf.
Ab etwa 1200 v.Chr. begann das Klimapessimum der Bronzezeit, das bis Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. dauerte. Hier lagen die Jahresmitteltemperaturen um 1 bis 2 K tiefer als heute.
Anschliessend folgte der Uebergang in ein Klimaoptimum, das Optimum der Römerzeit, Hier lagen die Temps im Jahresmittel ca. 1 bis 1,5 K höher als heute.
Im 8. und 9. Jahrhundert wieder Erwärmung (mittelalterliches Klimaoptimum) bis zum Jahre 1'300. Temps im Jahresdurchschnitt ca. 1 K höher als heute.
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts setzte eine Klimawende mit Höhepunkt zwischen 1550 und 1850 ein. Das neuzeitliche Kliimapessimum brachte Temperaturen, die gegenüber dem Jahresdurchschnitt von heute 1 bis 2 K tiefer lagen. Das neuzeitliche Klimapessimum wird auch als "Kleine Eiszeit" bezeichnet.
Ab 1850, spätestens 1900, erneutes Klimaoptimum.
Ich hoffe, damit einen kleinen Querschnitt durch die Klimageschichte und deren Kalt-und Warmzeiten gegeben zu haben. Spricht in Anbetracht det ganzen Klimageschichte etwas dagegen, dass es sich bei der jetzigen Klimaerwärmung um ein natürliches Phänomen handelt, das durch anthropogenen Einfluss einfach noch verstärkt wird?