Horst Malberg verifiziert in seinem Buch über Bauernregeln (2003, 4., erw. Aufl.) folgende statistische Witterungsregel:
"Fällt der September überdurchschnittlich warm aus, so folgt in 3 von 4 Fällen ein insgesamt zu milder Winter."
An Hand der bis in das Jahr 1779 zurückreichenden Temperatur-Zeitreihe von Karlsruhe habe ich den behaupteten Zusammenhang zwischen besonders warmen Septembermonaten (Abweichung vom Mittelwert 1961-90 mindestens +1,5K) und Folgewintern ebenfalls untersucht.
Bei einer Gesamtzahl von 28 Fällen, in denen der September um 1,5 K oder wärmer ausfiel, zeigte sich der Folgewinter
in 25% der Fälle zu kalt (Abweichung vom Mittelwert 1961-90 kleiner als -0,5K),
in 18% der Fälle durchschnittlich (Betrag der Abweichung höchstens 0,5K),
in 57% der Fälle zu mild (Abweichung größer als +0,5K).
Horst Malberg relativiert zu Recht die "alleinige" Aussagekraft der September-Regel mit dem Hinweis darauf, "dass es (bei den betrachteten Fällen) vor allem der Februar (ist), der in 85% der Fälle normal (15%) bis übernormale (70%) Temperaturen aufweist, während ein milder Dezember bzw. Januar nur zu 55-60% wahrscheinlich ist."
Auch die Untersuchung am Beispiel Karlsruhes bestätigt aber hinsichtlich der mittleren Temperatur des Gesamtwinters, dass nach einem deutlich zu warmen September (Abweichung von +1,5K oder höher) nur in 25% der Fälle mit einem kalten Winter zu rechnen ist. Die Grundwahrscheinlichkeit für das Auftreten eines zu milden oder durchschnittlichen Winters (maximal um 0,5K zu kalt) an mitteleuropäischen Stationen beträgt etwa 60% (0,60). Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass in einer zufälligen Auswahl von 28 Fällen ein Ereignis mit der Grundwahrscheinlichkeit 0,60 zu 75% vorkommt, liegt nach der Binomialgleichung im vorliegenden Fall unter der statistisch üblichen Zufallsgrenze von 0,0027. Damit ist das Ergebnis aus statistischer Sicht signifikant.
Sollte der diesjährige September also um mindestens 1,5K zu warm ausfallen, wäre ein kalter Gesamtwinter 2006/2007 eher unwahrscheinlich.
Gruß
Markus